KOMMENTAR: GERNOT KNÖDLER ÜBER GEMEINSCHAFTSSTRASSEN
: Einfach mal probieren

Misstrauen ist geboten, wenn die deregulierungswütige FDP ihr Herz für Benachteiligte entdeckt

Umweltsenatorin Anja Hajduk (GAL) hat fünf Bezirken Gemeinschaftsstraßen angeboten. Die AnwohnerInnen sollen jeweils entscheiden, ob und wie ein gemeinsamer Straßenraum für alle Verkehrsteilnehmer gestaltet wird. Das ist eine zeitgemäße Idee, gerade für eine Großstadt.

An vielen Orten ist in den vergangenen Jahrzehnten der Autoverkehr gebändigt worden. Dadurch hat sich die Lebensqualität vieler Hamburger aber auch der Genuss ihrer Besucher erhöht. Es ist kaum vorstellbar, dass der Spielbudenplatz noch in den 80er Jahren als Parkplatz diente und sich der Durchgangsverkehr durch die Wohnviertel drängte.

Hamburg wirbt mit seiner Lebensqualität und seiner Umweltpolitik. Mit dem Konzept des gemeinsam genutzten Raums kann die Stadt auf beiden Feldern etwas tun, ohne dafür einen hohen Preis zu bezahlen: Sie kann Lärm vermindern, das Radeln attraktiver machen und das Leben auf den Straßen bunter.

Die FDP hat sich gegen dieses Experiment gewandt, weil dessen Nutzen nicht belegt sei und der Abbau von Verkehrsregeln Kinder, Senioren und Behinderte gefährde. Sie hat Bohmte als Beispiel herangezogen, das aber zu jung ist, um eindeutige Zahlen zu liefern. Misstrauen ist geboten, wenn die deregulierungswütige FDP ihr Herz für Benachteiligte entdeckt, bloß weil die Herrschaftsverhältnisse auf der Straße angetastet werden sollen.