WAS MACHT EIGENTLICH ... Gunther von Hagens?
: Berliner unsterblich

Endlich geht es aufwärts in der Region: Präparator Gunther von Hagens („Körperwelten“) plant im brandenburgischen Guben eine Plastinate-Manufaktur. Die Gubener sind begeistert: Am Montag spendeten sie dem Mann mit dem Beuys-Hut tosenden Beifall – immerhin verspricht er, in den kommenden fünf Jahren 200 Arbeitsplätze zu schaffen.

Nicht nur dem Neiße-Städtchen wird es bald besser gehen, auch Berlin profitiert vom Plastinationsstandort. Den Rohstoff für seine Werkstätten will von Hagens nämlich hier beschaffen, wie er der Bild verraten hat. Eine Leiche pro Monat soll reichen, um „mit 30 Mitarbeitern die Plastination auf die Beine zu stellen“. Und das wäre erst der Anfang: „Als Gastprofessor der New Yorker Universität weiß ich: Die Nachfrage ist riesig.“

An dieser Stelle sollte erwähnt werden, dass von Hagens’ Anti-Verwesungs-Maschinerie in erster Linie Präparate für die Wissenschaft liefern soll – hauchdünne Körperscheiben nämlich – und nicht die umstrittenen Artefakte der „Körperwelten“-Ausstellung. Eigentlich kein Grund für Moralapostel, den Gubenern die Unternehmensansiedlung madig zu machen. Dass von Hagens eine, sagen wir, gewöhnungsbedürftige Einstellung zu den letzten Dingen hat, liegt andererseits auch auf der Hand: „Ich habe in Guben Leichen auf dem Friedhof gesehen. Da liegen sie unter der Erde und verfaulen. Wir veredeln die Leiche zum Wertpräparat!“ Gubener dürften solche Sätze freilich mit anderen Augen lesen – Hauptsache Wertschöpfung! Wie gesagt: Es geht aufwärts. CLP

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