KOMMENTAR: BENNO SCHIRRMEISTER ÜBER BREMENS PERSONALPOLITIK
: Unbestreitbar fürs Amt qualifiziert

Günthner ist wie ein unbeschriebenes Blatt, das noch einmal nachradiert wurde

Ach, echt, Sie kannten den neuen Bremer Wirtschaftssenator nicht? Nie gehört, den Namen? Keine Angst. Das ist normal.

Auch unter politisch höchstinteressierten Norddeutschen dürfte die Zahl jener, denen Martin Günthner ein Begriff ist, winzig sein. Vielleicht nicht in Bremerhaven. Aber doch selbst in Bremen, obwohl Günthner da seit 1999 in der Bürgerschaft sitzt, mittlerweile gar als Vize der SPD-Fraktion. Bloß, wofür und warum er da sitzt, was seine Ziele sind, und zu welchem Flügel der SPD er, na sagen wir: tendiert, weiß er wahrscheinlich selbst nicht so genau.

Günthner ist, politisch-programmatisch wie ein unbeschriebenes Blatt, das noch einmal nachradiert wurde – oder wie sein eigener, aussagefreier Blog, in dem er fleißig Lokalpresseartikel eingestellt und den er gestern vorsichtshalber abgeschaltet hat. Und, pscht!, sehr gut informierte Kreise wispern, es gebe Senatsmitglieder, die ihn auch rein persönlich nicht sonderlich schätzen. Dabei ist er doch ganz nett, manchmal was polterig, aber so – ach!, es gibt schlimmere.

Und warum wird der – nach Philo-Studium als „freiberuflicher Kommunikationsberater“ tätige – Jungmann Wirtschafts-, Häfen- und Justizsenator? Na, weil er über die Schlüsselqualifikationen verfügt: Er hat ein SPD-Parteibuch, er ist in Bremerhaven geboren, er lebt dort – und hat ein prima Plakatgesicht.