USA zweifeln an Irans Erfolg

ATOMPROGRAMM II Washington hält Äußerungen Ahmadinedschads zur Urananreicherung für übertrieben. Westerwelle fordert neue Sanktionen. BBC und Deutsche Welle protestieren gegen Störung ihrer Sender

WASHINGTON/BERLIN rtr/apn/afp | Die USA schenken der Darstellung des Iran über dessen Fähigkeiten zur Urananreicherung keinen Glauben. „Der Iran hat eine Reihe von Erklärungen abgegeben, die auf Politik und nicht auf Physik basieren“, sagte Präsidialamtssprecher Robert Gibbs am Donnerstag. Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad hatte erklärt, sein Land sei in der Lage, zu 80 Prozent angereichertes Uran herzustellen. Auch Frankreich bezweifelte, dass der Iran in der Lage sei, Uran bis auf 80 Prozent anzureichern, wie von Ahmadinedschad behauptet. Für den Kern von Atomsprengköpfen wird auf 90 Prozent angereichertes Uran verwendet. Iran bestreitet die Absicht zum Bau einer Atombombe.

In Berlin drohte Bundesaußenminister Guido Westerwelle der Führung in Teheran mit der Ausweitung von Sanktionen. „Wir können als internationale Völkergemeinschaft eine atomare Bewaffnung des Irans nicht widerspruchslos und tatenlos hinnehmen“, sagte Westerwelle am Freitag. Wenn der Iran weiterhin nicht kooperiere und zu seriösen Verhandlungen zurückkehre, werde man die Ausweitung von Sanktionen beschließen.

Unterdessen protestierte die Deutsche Welle gemeinsam mit dem britischen Rundfunksender BBC gegen die Störung der Ausstrahlung ihrer Programme im Iran, für die sie die iranischen Behörden verantwortlich machten. „Dies verstößt gegen internationale Vereinbarungen und ist unvereinbar mit dem freien Fluss von grenzüberschreitenden Übertragungen, der durch internationale Verträge geschützt wird“, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung der beiden Sender. „Wir rufen Satellitenbetreiber und Regulierungsstellen auf, dringend zu handeln, um Druck auf den Iran auszuüben, diese Aktivitäten zu stoppen.“ Der Deutsche Journalisten-Verband forderte das Auswärtige Amt auf, gegen die Beeinträchtigungen freier Berichterstattung im Iran zu protestieren. Auch die Schikanen gegen ausländische Korrespondenten im Iran müssten in den Protest einfließen.

Die iranische Friedensnobelpreisträgerin Schirin Ebadi richtete angesichts der angespannten Lage am Freitag ein Hilfegesuch an die Vereinten Nationen. „Bitte helft uns“, sagte sie bei einer Veranstaltung am UN-Sitz in Genf, „helft uns, den Frieden im Iran wiederherzustellen und das Feuer in unseren Häusern zu löschen.“ Es sei Zeit, dass die iranische Regierung „dem Volk zuhört, sonst gibt es schon morgen eine Katastrophe“, sagte Ebadi.

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