„Ein Zeichen der Zeit“

KONGRESS Zwei Tage wird über Gärten und Landwirtschaft in der Stadt diskutiert

■ 31, ist Kulturwissenschaftler und unterbezahlter Projektleiter des „Urban Gardening“-Kongresses beim Öko-Stadt Bremen e. V.

taz: Was ist der Unterschied zwischen Schrebergärtnern und Urban Gardening, Herr Gartelmann?

Bastian Gartelmann: Urban Gardening ist ein vielfältiges Phänomen, dazu zählen interkulturelle Gärten wie in Tenever oder Gemeinschaftsgärten wie in Walle, da geht es um Guerilla Gardening, um Landnahme oder Nahversorgung mit Lebensmitteln. Schrebergärten sind anders verwurzelt.

Aber viele der Fragen, die jetzt als neu verhandelt werden, sind in Kleingärten schon seit eh und je Thema. Sie gelten vielen nur immer noch als spießig.

Das ist richtig. In der Zeit hieß es dazu mal: „Gärtnern ist, was Mutti tat, Gardening ist Avantgarde.“ Aber hier geht es schon auch darum, ein anderes Wirtschaften gesamtgesellschaftlich durchzusetzen und sich nicht nur auf seine eigene Schrebergarten-Siedlung zu beschränken.

Wie kann man aus dem Garten in der Stadt zu einer anderen Wirtschaft kommen?

Zum Beispiel, indem man regionale Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaften gründet. Man kann das auch mit einer lokalen Währung verknüpfen, mit dem Verzicht auf unnötigen Konsum, mit Selbstversorgung. Das ist ja auch ein Zeichen der Zeit, ein Weg zurück zur Natur, zu sich selbst. Und so entsteht eine gewisse Unabhängigkeit gegenüber weltwirtschaftlichen Bewegungen, weil ja ein eigener Kreislauf da ist. Das ist nicht unbedingt ein Gegenstück, aber eine Alternative zur globalisierten Sichtweise. Die Ressourcen der Welt sind endlich, da kann man nicht auf unendliches Wachstum setzen. Das klingt logisch, wird aber nicht umgesetzt.

Hat die Nahversorgung mit Obst und Gemüse aus urbaner Landwirtschaft nicht das Problem der Schadstoffbelastung?

Ich glaube nicht, bin da aber kein Experte. Es gibt sehr interessante Konzepte für die urbane Landwirtschaft, etwa auf Dächern oder Brachen.

In Bremen gibt es relativ viele Gärten und Grünflächen.

Ja, aber die sind durch Stadtplanung auch immer wieder bedroht. INTERVIEW: JAN ZIER

Samstag & Sonntag ab 10 Uhr in der Botanika. Mehr Infos unter www.natuerlichbremen.de