Reiche Stadt, aber keine Unterkünfte

OBDACHLOSE FLÜCHTLINGE

Der Bürgerkrieg in Libyen zwang sie zu fliehen, das war im Jahr 2011. Von Libyen aus flüchteten sie nach Italien, wo man sie in Flüchtlingsunterkünften unterbrachte. Im Februar 2013 wollte die italienische Regierung die Flüchtlinge loswerden, gab ihnen 500 Euro, ein Visum für den Schengen-Raum und schickte sie Richtung Nordeuropa. Also sind 300 von ihnen nach Hamburg gekommen. Dort leben sie seit sieben Wochen auf der Straße: Ihr Visum erlaubt ihnen, sich in Hamburg aufzuhalten, aber nicht, in Hamburg zu arbeiten.

Hamburg ist eine reiche Stadt, aber dafür, den 300 Flüchtlingen ein Dach über dem Kopf zur Verfügung zu stellen, hat es bislang nicht gereicht. Stattdessen haben jene Flüchtlinge, die seit Wochen in einer Parkanlage in St. Pauli zelteten, am Mittwoch eine schriftliche Aufforderung der Stadt bekommen, den Park zu räumen. Auch am Mittwoch sicherte Sozialsenator Detlef Scheele (SPD) zu, für sie eine Unterkunft zu suchen. Am Freitag hatte die Sozialbehörde noch keine gefunden. Die Flüchtlinge leben weiter auf der Straße. Ohnehin will der SPD-Senat eine Unterkunft nur für die kommenden vier bis sechs Wochen anbieten. Danach müssten sie zurück nach Italien, sagt Sozialsenator Scheele. Italien hat bereits zugesichert, die Flüchtlinge zurückzunehmen.

Die Hamburger Flüchtlinge stehen seit Wochen im sprichwörtlichen und tatsächlichen Regen. 20 von ihnen seien in medizinischer Behandlung, meist wegen Lungenentzündung, Fieber oder Gliederschmerzen, berichtet ein Sprecher. Eine bessere Perspektive in Italien haben sie nicht, sonst hätten sie das Land ja nicht verlassen. Der Hamburger Senat aber sah sich nicht imstande, zu helfen. Reich ist die Stadt nur, was ihren Kontostand betrifft. KLI