: Babys schmecken einfach besser
MATJES-SAISON
Oha! Die Heringsbestände in der westlichen und nördlichen Ostsee haben sich erholt! „Der Bestand“, so das Rostocker Thünen-Institut für Ostseefischerei, das noch vor drei Jahren das baldige Aussterben von Clupea harengus im Baltikum vorhergesehen hatte, „nimmt aufgrund stärkerer Jahrgänge wieder zu und liegt nun im grünen Bereich.“
Ab Mittwoch lässt sich das ändern. Denn dann beginnt die Matjes-Saison. Und auch wenn die in den Niederlanden oder in Emden reifen, die verarbeiteten Tiere stammen ausschließlich aus dem Baltikum: Die Nordseeheringe sind Herbstlaicher, nur in der Ostsee legen sie Ende Mai ihre Eier. Die Folge: Nur dort können sie im Frühling „jungfräulich“ – als „maagdjes“ – gekäscht werden. Babys schmecken einfach besser.
Die Matjes-Saison wird jedenfalls auf dem Bremer Marktplatz eröffnet. Sie an der Seite einer Glamourperson vorzunehmen gilt als wichtigste Amtshandlung des dortigen Bürgerschaftspräsidenten Christian Weber (SPD). Und man muss sagen: Dafür ist der Mann voll qualifiziert. Wie er das Fischlein am Schwanz packt! Wie er’s in den Schlund gleiten lässt! Ja, das hat Stil, das entspricht seiner Würde. Und es ist schön, dass die Bestandszahlen wenigstens auf den ersten Blick die Gute-Laune-Veranstaltung nicht beeinträchtigen. Denn Matjes ist zwar zweifellos köstlich, gesund und alles was du willst – aber im Prinzip doch auch der Inbegriff von nicht-nachhaltiger Fischerei. Auch deshalb empfiehlt es sich, besonders auf die genaue Herkunft zu achten. In der zentralen Ostsee nämlich sind, anders als vor Norwegen und Dänemark, die Heringe fast verschwunden. Und die Nematodenprävention ist nicht überall so vorbildlich geregelt wie in den Niederlanden. Denn so ein Fadenwurmbefall ist zwar letztlich ungefährlich, aber doch ausgesprochen lästig. BES
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