Jobabbau bei Conti dauert nun etwas länger

Conti und Gewerkschafter haben einen Kompromiss erzielt: Pkw-Reifen-Werk wird „stufenweise“ geschlossen

HANNOVER taz/dpa ■ 320 Arbeitsplätze werden nun etwas langsamer abgebaut: Nach zwei Monaten haben Continental und die Gewerkschaft Bergbau Chemie Energie (IG BCE) ihren Streit über die Zukunft der Pkw-Reifen-Produktion in Hannover-Stöcken beigelegt. Zuvor hatte IG-BCE-Chef Hubertus Schmoldt mit Streik gedroht. In fünfstündigen Verhandlungen klopften Vorstand und Gewerkschaft am Dienstagabend die Grundzüge eines Kompromisses fest. Bis Mitte Februar wird dann die endgültige Einigung angestrebt.

Die 320 Arbeitsplätze sollen nun im Laufe des Jahres 2007 schrittweise wegfallen – durch eine Betriebsvereinbarung sind sie eigentlich bis Ende 2007 garantiert. Die Beschäftigten hatten im Gegenzug zugestimmt, die Wochenarbeitszeit von 37,5 auf 40 Stunden anzuheben. Man habe sich „auf eine stufenweise Anpassung von Kapazität im Jahr 2007“ verständigt, erklärten IG-BCE-Tarifexperte Werner Bischoff und Conti-Personalchef Thomas Sattelberger wortgleich.

Bischoff betonte, betriebsbedingte Kündigungen seien in Hannover-Stöcken bis Ende 2007 ausgeschlossen. Die 320 Jobs sollten 2007 möglichst weitgehend sozialverträglich abgebaut werden, meinte auch Conti-Personalvorstand Sattelberger. Befristete Verträge sollte daher auslaufen und Altersteilzeit angeboten werden. Zudem seien innerbetriebliche Versetzungen geplant. Außerdem wolle man eine Gesellschaft „zur Qualifizierung und Weitervermittlung von Arbeitnehmern in den Arbeitsmarkt“ gründen. Das Unternehmen stellte dem Standort zudem 30 neue Arbeitsplätze in Aussicht, indem dort spezielle Lkw-Reifen gefertigt werden. Außerdem solle die Forschung und Entwicklung in Hannover gestärkt werden.

Wenn der Kompromiss in allen Details festgeschrieben ist, wollen Unternehmen und Betriebsrat Verhandlungen über einen Sozialplan aufnehmen. Bei den Betroffenen hat die Einigung offenbar keine Begeisterung ausgelöst. Die Stimmung am Standort sei sehr gemischt, sagte gestern Morgen ein IG-BCE-Sprecher.

Die Kürzungspläne von Conti hatten bundesweit Empörung hervorgerufen. Denn die Reifenproduktion in Hannover-Stöcken ist profitabel und dürfte auch 2005 einen Rekordgewinn eingefahren haben. Das Unternehmen verlagert seine Produktion zunehmend in Billiglohnländer wie Tschechien und Rumänien. Der Anteil der Beschäftigten in Deutschland nimmt kontinuierlich ab. JÜRGEN VOGES