LESERINNENBRIEFE
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Sehenden Auges in die Pleite

■ betr.: Ende einer teuren Illusion, taz bremen vom 11. 2. 2010

Der Artikel „Ende einer Illusion“ weckt Erinnerungen und lässt mir die Galle überlaufen! Zu Frank Haller: In der Legislaturperiode 1995-1999 herrschte in der SPD, CDU und in Teilen der AfB eine „Halleritis“, wie ich es damals in einem Interview der taz nannte! Während einer Bürgerschaftsdebatte habe ich mich mit dem Projekt „Musical-Theater“ und einem 800.000 Mark teuren bestellten Gutachten kritisch auseinandergesetzt. Wir kamen doch in Bremen mit diesem Projekt 15 Jahre zu spät.

In Bremen läuft so etwas wirtschaftlich nicht, das war meine Warnung, selbst Musical-Hochburgen wie Hamburg, Köln, Essen und Berlin hatten damals ja zu kämpfen. Ich erinnere mich noch, dass ich damals hinzugefügt habe, das Gutachten sei völlig überflüssig, denn ein Anruf bei mir für nur 21 Pfennige hätte für die fachliche und wirtschaftliche Einschätzung gereicht.

Nach meiner Rede sprach mich Staatsrat Haller in der Lobby der Bürgerschaft mit den Worten an, er wisse auch, „dass das in Bremen nicht läuft“. Auf meine Frage, warum er das Musical-Projekt denn überhaupt betreibe, kam seine verblüffende Antwort: Bremen habe aufgrund der Vulkan-Pleite ein miserables Image und man müsse etwas dagegen tun. Im Übrigen verfüge die Stadt dann über ein weiteres Theater-Gebäude.

Damit nahm das Verhängnis seinen Lauf. Selbst wirtschaftliche Laien hätten in der finanziellen Lage Bremens keine solchen Verpflichtungen, die die Stadt bis 2017 belasten, abgeschlossen! Den Jungtürken der CDU um Thomas Röwkamp, die heute das große Wort führen, möchte ich in Erinnerung rufen, dass in den Jahren der großen Koalition die Wirtschafts- und Finanzsenatoren von der CDU gestellt wurden (entscheidend damals Perschau und Hattig). Das Sündenregister dieser Fachleute (man denke auch an den Space-Park!) ist mit Worten nicht zu beschreiben. Wirtschafts- und Finanzkompetenz bei der Bremer CDU? Nein danke!

PROF. KLAUS BERNBACHER, ehemaliger Abgeordneter der Liste Arbeit für Bremen (AfB), BREMEN

Metropole dritten Ranges

■ betr.: Ende einer teuren Illusion, taz bremen vom 11. 2. 2010

Alle Projekte, die dauerhaft auf massenhaftes Publikum aus dem weiteren Umland angewiesen sind, müssen in Bremen scheitern: In Hamburg geht man nach dem Musical über die Reeperbahn und dann vielleicht noch auf den Fischmarkt. In Bremen geht man nach dem Theaterbesuch – ins Bett, denn die gesamte Innenstadt ist nach Ende der Vorstellung ein Geisterdorf! Und dafür reisen wahrlich keine Touristen massenhaft in Bussen oder Zügen bis zu 250 km an.

Daran ist letztlich auch der Spacepark gescheitert und die Politiker hätte solche Pleiten verhindern können, hätten sie vorher einmal das Volk befragt. Aber auch hier entsteht letztendlich (einmal erneut) die Frage: Wer hat sich das Geld in die Taschen gestopft und wer muss dafür büßen? Keiner, hier wird allenfalls den Beteiligten eine Ehrennadel angehängt und sie werden, zur Strafe, wenn überhaupt, bei vollen Bezügen in den einstweiligen Ruhestand versetzt und ein paar kleinen, wirklich sinnvollen Projekten (wie z. B. die Aids Hilfe Bremen e. V.) werden die Zuwendungen gestrichen. Das zeichnet eine Metropole 3. Ranges mit Politikern der D-Klasse aus.

THOMAS FENKL, BREMEN