Vor Ort
: GESA SCHÖLGENS über einen antisemitischen Namenspatron in Remscheid

Ernst Moritz Arndt. Ein Name, um den seit Jahren in Remscheid gestritten wird. Denn das dortige Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium will nicht mehr so heißen wie der Dichter und Theologe.

Der Streit begann 1988, als der damals 16-jährige Schüler und heutige Journalist Harry Luck einen Brief an Ministerpräsident Johannes Rau schrieb und ihn aufforderte, sich für eine Umbenennung der Schule einzusetzen. Vor den Schülern der französischen Partnerschule müsse man sich schämen, dass das Gymnasium nach einem Franzosenhasser benannt sei. Zumal es seinen Namen ausgerechnet im Jahr 1937 bekam und der damalige Studienrektor Arndt als „begeisterten Freiheitskämpfer für das Dritte Reich“ bezeichnete. Rau wollte sich nicht direkt einmischen, informierte aber den Kultusminister. Der verwies nur darauf, dass auch in Köln und Bonn Schulen nach Arndt benannt sind.

In den folgenden Jahren setzten sich Lehrer und Schüler immer wieder kritisch mit dem Namensgeber auseinander – in Unterricht, Arbeitskreisen, Projekten und der Schülerzeitung. Im letzten Jahr sollte die Schule auf Wunsch der Schulkonferenz nach dem Remscheider Künstler Gerd Arntz benannt werden, so Schulleiter Hans Heinz Schumacher. Da der Vorschlag im Schulausschuss scheiterte, hat sich die Konferenz kürzlich mehrheitlich für „Richard von Weizsäcker Gymnasium“ ausgesprochen. Doch der Schulausschuss lehnte auch das am Dienstag ab. Erstaunlich: Vor allem die CDU-Mitglieder halten nichts von dem Vorschlag. „Das Gymnasium hat einen traditionsreichen Namen mit einer griffigen Abkürzung“, sagt Ausschussmitglied Heinz-Peter Kaschubiak (CDU). Die Schule sei überall als „unsere EMA“ bekannt. Viele Ehemalige wie auch der Förderverein seien gegen eine Umbenennung. „Den Schülern tut die Auseinandersetzung mit Arndt gut“, so Kaschubiak.

Arndt wurde 1769 auf Rügen geboren und starb 1880 in Bonn. Er kämpfte gegen das Leibeigentum, setze sich in Schriften und Liedern für die nationale Erhebung gegen Napoleon ein, war aber auch Antisemit und Rassist, wie Zitate wie dieses belegen: „Die Juden als Juden passen nicht in diese Welt und in diese Staaten hinein, und darum will ich nicht, dass sie auf eine ungebührliche Weise in Deutschland vermehrt werden“. Der germanische „Stamm“ sei „so sehr als möglich von fremdartigen Bestandteilen rein zu erhalten“. Von den Nazis wurde Arndt als Vorkämpfer für ihr Regime betrachtet.

„Solche Äußerungen sind keine vereinzelten Entgleisungen, sie lassen sich in Arndts Werken an vielen Stellen finden“, sagt Luck auf der Homepage des EMA-Arbeitskreises. Die rassistischen Sprüche, wie sie zu Arndts Zeit vielleicht salonfähig und durch die historische Situation erklärbar waren, könne man heute nicht mehr akzeptieren. „Arndt war ein Kind seiner Zeit“, entgegnet Kaschubiak. Man habe nichts gegen den Namen „Richard von Weizsäcker“, sei aber grundsätzlich gegen eine Umbenennung.

Die Entscheidung fällt der Stadtrat am 20. Februar. Schumacher hofft auf eine Änderung: „Wir müssen uns immer wieder für den Namen rechtfertigen“.