Schuldenfalle
: Eine Frage der Ehre

Eckhard Uhlenberg, nordrhein-westfälischer Minister für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, warnt vor der Schuldenspirale, die immer mehr und immer jüngere Menschen zu erdrücken droht. Mit einer Kampagne will der Christdemokrat für bessere Aufklärung schon in den Schulen sorgen – und das ist gut so: Immerhin gelten bundesweit zwischen fünf und sieben Prozent der Jugendlichen und jungen Erwachsenen als überschuldet.

KOMMENTAR VONANDREAS WYPUTTA

Doch was Uhlenberg gestern beim Auftaktkongress seiner Kampagne „Gewusst wie“ präsentieren konnte, war bestenfalls ein erster Schritt. Im Kabinett war die Schuldenfalle noch kein Thema, wie der Minister selbst einräumen musste. Mit seinen für die Ressorts Familie und Schule zuständigen Parteifreunden Armin Laschet und Barbara Sommer hat Uhlenberg noch gar nicht gesprochen – dabei sollen gerade die von der Landesregierung geplanten Familienzentren für bessere Beratung sorgen, muss der verantwortungsvolle Umgang mit dem eigenen Geld dringend zum Thema im Unterricht werden.

Darüber hinaus fehlt dem Minister jede Idee, wie die Wirtschaft in die Pflicht genommen werden könnte. Denn sie stellt mit aggressiver Werbung und leichtfertig vergebenen Krediten schließlich erst jene Schuldenfalle auf, in die immer mehr Menschen tappen. Ein Verzicht auf das Eintreiben von Forderungen gerade gegenüber Jugendlichen wäre also durchaus vorstellbar – doch davon will Uhlenberg nichts wissen: Die Rückzahlung von Schulden bleibt für den Westfalen „Ehrensache“.

Uhlenberg muss also nachbessern – und zwar schnell: Sonst liegt der Verdacht nahe, der als Bauernminister geltende Landwirt Uhlenberg nutze das Thema Schulden in erster Linie zur Verbesserung seines eigenen Images, zur Profilierung als Verbraucherschützer. Und das wäre – unehrenhaft.