neues aus neuseeland: dreister prominentenklau von ANKE RICHTER
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Die Australier haben uns schon wieder einen Prominenten geklaut. Die Methode ist dreist, funktioniert aber stets. Man nehme einen ausgewanderten Neuseeländer, der irgendwo auf der Welt Erfolg hat. Falls er schon mal ein Känguru gesehen hat und „no worries, mate“ sagen kann, deklariert man die ahnungslose Person zum „Aussie“. So geschehen mit Nicole Kidmans neuester Flamme, dem Country-Musiker Keith Urban.

Kaum ist der Barde als „Nics heimlicher Verlobter“ geoutet worden, da reklamiert das übermächtigte Nachbarland ihn prompt als einen der Seinen – obwohl, wie Urbans Patenonkel jetzt richtig stellte, der junge Mann in Neuseeland geboren wurde und erst letztens wieder seine Großmutter nördlich von Auckland besucht hat. „Er ist definitiv ein Kiwi“, so Keiths Onkel Keith. Gut, dass es korrekte Menschen wie ihn gibt angesichts einer Nation, deren Vorfahren allesamt Sträflinge waren.

Der Minderwertigkeitskomplex sitzt tief. Weil der große Bruder Australien sich in der Welt so viel breiter macht als der kleine Zwerg rechts unten im Süden, wird das bisschen Nationalgut mit Klauen verteidigt. Es ist auch nicht leicht, wenn der einzige internationale Glamour, den man bisher zu bieten hatte, von Rachel Hunter stammte, der inzwischen gut abgehangenen Ex frau von Rod Stewart. Darunter geht nicht mehr viel.

Als das „Model“ neulich in einer viertklassigen Survival-Show auf einer Tropeninsel mitmachte, waren ihre Abendkleider so knapp wie ihr Wortschatz. Man fragte sich besorgt, ob ihr bei den Abfindungsverhandlungen mit dem Altrocker neben dem Gefühl für die eigene Peinlichkeit auch die nationale Identität abhanden gekommen war: Kein echtes Kiwi-Girl würde jemals hohe Hacken am Strand tragen.

Dank „Herr der Ringe“ waren neuseeländische Stars kurzfristig höher im Kurs, wenn auch optisch nur schwer von Hobbits zu unterscheiden. Selten hat man ein zerzausteres und bunteres Paar auf einem roten Teppich gesehen als den gern barfüßigen Regisseur Peter Jackson samt Gattin. Im vergangenen Jahr verströmte dann zumindest die reizende Keisha Castle-Hughes aus „Whale Rider“ etwas Glanz im fernen Hollywood. Doch kaum war sie als jüngste Darstellerin aller Zeiten für den Oscar nominiert worden, da holten die Australier zum Schlag aus: „Kiwi-Star Keisha ist ein Aussie“, titelte die Melbourner Zeitung The Age schadenfroh. Egal, dass der dunkellockige Teenager von den Maori-Stämmen Ngati Porou, Tainui und Ngapuhi abstammt – es zähle der Vater. Der australische Metallarbeiter Tim Castle behauptete pünktlich nach der Nominierung: „Sie ist eine von uns!“ Seine berühmte Tochter wurde nämlich auf dem fünften Kontinent geboren und verbrachte dort ihre ersten vier Lebensjahre, Wale hin oder her.

Die Retourkutsche der Kiwis folgte umgehend: Oscar-Gewinnerin Naomi Watts wurde in England geboren, Nicole Kidman in Hawaii und Russel Crowe in Auckland. Laut der Logik der Prominentendiebe wäre der „Gladiator“-Mime ein Kiwi. Doch seit Crowe vor Gericht stand, weil er einem Hotelangestellten in New York ein Telefon an den Kopf warf, ist man sich hier nicht mehr ganz sicher. Wahrscheinlich ist er doch eher Australier.