topographie, terror etc.
: Bescheiden

Einen Tag nach der Vorstellung des neuen Entwurfs für die „Topographie des Terrors“ in Berlin ist die Enttäuschung nicht zu übersehen. „Zuverlässig uncharismatisch“ werde der Neubau des Dokumentationszentrums auf dem ehemaligen Gestapo-Gelände in Berlin-Mitte werden, findet die FAZ. „Kein Zeichen, das über die Stadt hinauswirkt“, heißt es im Berliner Tagesspiegel. Einzig die Süddeutsche ringt sich dazu durch, den zurückhaltenden Gestus des prämierten Flachbaus mit seiner Metallgewebefassade als passend zum Ort zu würdigen.

Mit der Bescheidenheit, die sich das Büro Heinle, Wischer und Partner in seinem Entwurf selbst verordnet hatte, lässt sich die ostentative Lust am Enttäuschtsein nicht erklären. Vielmehr schwebt über allem noch immer das Pathos der großen Gesten, mit denen der Schweizer Architekt Peter Zumthor 1993 aus einem ersten Wettbewerb als Sieger hervorgegangen war.

Dass sich der Zumthor-Entwurf mit seiner filigranen Stabfassade am Ende als unfinanzier- und damit unbaubar erwiesen hatte, wurde weniger dem Architekten als dem Berliner Senat als Bauherrn angelastet. Dass Baukultur nicht nur Entwurfskultur ist, sondern sich auch an den Möglichkeiten des Auftraggebers messen lassen muss, war und ist bis zur Zumthor-Fangemeinde nicht durchgedrungen. So entstehen Legenden, wo es eigentlich ums Erinnern gehen sollte.

Dabei hat es den Anschein, als sei das Erinnern an den Ort der Täter auf dem nun geplanten Gelände der Topographie nicht schlecht aufgehoben. Der Ausstellungs- und Bibliotheksbau lässt genug Raum für die baulichen Reste auf dem Gelände an der ehemaligen Prinz-Albrecht-Straße. So ist die Topographie des Terrors auch jenseits des Dokumentationszentrums erfassbar. Der Zumthor-Bau dagegen hätte das Untergeschoss des ehemaligen Reichssicherheitshauptamts oder die Zellenböden des Gestapo-Gefängnisses wohl in den Schatten gestellt.

Die Bescheidenheit des Gedenkens und die des Bauherrn müssen, das zeigt der Entwurf, nicht unbedingt im Gegensatz miteinander stehen. Das ist die Realität, die am Ende der großen Gesten übrig blieb. Und es ist nicht die schlechteste. UWE RADA