Geschichte auf Rädern

OSTBAHNHOF Der Zug der Erinnerung zeigt Nazi-Gräuel der Deportation

Am Ostbahnhof hielt am Wochenende eine alte Dampflok mit historischen Wagen. Davor legten Menschen Blumen ab. Der „Zug der Erinnerung“ mahnt seit 2007 jährlich an die Deportation von Männern, Frauen und Kindern in die Vernichtungslager im Osten. In diesem Jahr ist die Ausstellung der Deportation von Juden aus Westerbork in den Niederlanden in das Vernichtungslager Sobibór gewidmet.

Private Filmaufnahmen zeigen die letzten Tage von jüdischen Kindern in Freiheit vor ihrer Vernichtung. Viele Deportierte wurden noch am Ankunftstag erschossen oder ins Gas geschickt. Ein Teil der Ausstellung zeigt auch den Aufstand im Lager Sobibór im Oktober 1943 und das Schicksal der wenigen Überlebenden. Alexander Pjetjerski war Leutnant der Roten Armee und koordinierte den Aufstand. Er konnte sich nach der Selbstbefreiung zunächst bei polnischen Bauern verstecken und schloss sich dann den Partisanen an. Seine Geliebte Gertrud Schönborn aus Dortmund, die die Aufstandsvorbereitungen in den Frauenbaracken leitete, starb unter ungeklärten Umständen.

Teil der Ausstellung ist auch eine Spendenbox. 40.000 Euro wollen die Organisatoren sammeln, denn die Deutsche Bahn erhebt Trassengebühren für den Zug. „Wir sind nach europäischem und nationalem Recht verpflichtet, von allen Kunden dieselben Gebühren zu erheben“, sagt Bahnsprecher Reinhard Boeckh der taz. Man habe diese Summe aber als Spende an die Stiftung „Erinnerung, Verantwortung, Zukunft“ überwiesen, die NS-Opfer entschädigt. Vom Trägerverein des Zuges heißt es, man habe von diesem Geld nichts abbekommen.

■ Zug der Erinnerung: 3. 6. Berlin-Spandau, 4. 6. Berlin Friedrichstraße, 5. 6. Frankfurt (Oder)