Wie es alles wirklich ist

Auf dem Land stinkt’s. Ja, aber immerhin nicht nach Pisse.

Auf dem Dorf hat man seine Ruhe. Ja, vor allem, wenn der Nachbar den Rasenmäher anwirft.

Auf dem Dorf sind alle miteinander verwandt. Ja, aber meistens nur zweiten Grades.

In der Stadt gibt’s Jobs. Ja, bei Starbucks oder was mit Medien.

Auf dem Dorf sind alle ungebildet. Stimt doch ga nich.

Alle Städter sehnen sich nach dem Landleben. Wo sie aber keine Landlust kriegen.

Auf dem Dorf hören alle Schlager. Klar, wenn sie Strom haben.

Auf dem Dorf sind alle bei der freiwilligen Feuerwehr. Ja. Außerdem ist die Hälfte schwul, die andere sind Neonazis.

In der Stadt sind alle arrogant. Bitte? Haben Sie was gesagt?

Das Landleben ist langweilig. Nein. Es gibt den Landfrauenverein und die Blasmusikkapelle.

In der Stadt hört man kein Vogelgezwitscher. Doch. Das Handy twittert.

Auf dem Dorf gehen alle sonntags in die Kirche. Stimmt. Und abends hören sie Jesus-Rock.

Alle verlassen das Land. Raum ohne Volk ist schlimm. Umgekehrt ist schlimmer.

In der Stadt kann man shoppen. Wenn man Klamotten aus Bangladesch und Karohemden mag.

Stadt heißt Eile. Da läuft die Uhr auch schneller. Tick, tack.

Auf dem Land steht die Zeit still. Da gibt’s auch keine Batterien. Tack, tick. ANNA BERGER, ELIF GÜZEL