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: Der Satiriker Pieter-Dirk Uys bringt Südafrikas Kampf gegen Aids ins Jüdische Museum

Pieter-Dirk Uys mit „Foreign Aids“ (in englischer Sprache) im Jüdischen Museum, Lindenstraße 9–14,Sonntag, 29. Januar, 16 Uhr. Eintritt 10 Euro

Er ist Afrikas bekanntester politischer Satiriker, und die von ihm kreierte und gespielte Figur „Evita Bezuidenhout“ ist die berühmteste Frau Südafrikas. Jahrzehntelang zog Pieter-Dirk Uys in seinen Kabarettshows mit Evita als überdrehter, gedankenlos von den südafrikanischen Verhältnissen überzeugter weißer Diva die Apartheid ins Lächerliche und schenkte seinem Heimatland etwas Revolutionäres: Lachen, Selbstironie.

Heute ist die Apartheid vorbei, das „neue Südafrika“ ist weltweit geliebt statt geächtet – aber um Pieter-Dirk Uys und Evita ist es nicht still geworden. Der Kampf gegen Aids hat den Kampf gegen Apartheid abgelöst. Und angesichts der seltsamen Zurückhaltung des Landes, die Ausbreitung des HI-Virus ernst zu nehmen und offensiv zu bekämpfen, gibt es für politische Satire in Südafrika heute ein neues, nicht minder wichtiges Tätigkeitsfeld, an dem Uys wieder einmal einsam an vorderster Front steht.

In hunderten Schulen in Südafrika ist Pieter-Dirk Uys mittlerweile als Alleinaufklärer in Sachen HIV unterwegs und versucht, Grundwissen zu vermitteln – Grundwissen, von dessen Kenntnis das Überleben der nächsten Generation in Südafrika abhängt. „Aids ist der Völkermord unserer Zeit“ sagt Uys: Über 5 Millionen HIV-Positive bei einer Bevölkerung von 45 Millionen; 1.000 Aids-Tote pro Tag – das hat die Ausmaße eines Genozids. Uys führt einen Sketch vor, in dem der einstige Apartheidführer P. W. Botha den heutigen Staatschef Thabo Mbeki fragt: „Wie kann es sein, dass du für den Tod von mehr Schwarzen verantwortlich bist als ich?“ Und Thabo Mbeki antwortet: „Nein, wir sind nicht für ihren Tod verantwortlich. Wir lassen sie ganz alleine sterben.“

Als Sohn einer jüdischen Deutschen aus Berlin, die in den 30er-Jahren nach Kapstadt auswanderte und dort ihren südafrikanischen Mann kennen lernte, hat der mittlerweile 60 Jahre alte Uys zu Berlin einen besonderen Bezug. Nicht von ungefähr hat er daher das Jüdische Museum als Ort seines morgigen Auftritts in Deutschland gewählt, des ersten und einzigen seit den 90er-Jahren.

Die Show „Foreign Aids“, in der Pieter-Dirk Uys neben zahlreichen wirklichen Südafrikanern auch Evita wieder auf die Bühne bringt, vermittelt einen schonungslosen und zugleich zutiefst menschlichen Blick hinter die Kulissen Südafrikas. Das Lachen lässt einen nicht mehr los – und kann einem doch auch unvermittelt vergehen. DOMINIC JOHNSON