Das Grünenvolk ist sauer

Schlechte Woche für … Renate Künast. Die grüne Fraktionschefin kämpft mit der Komplexität der Welt

Frage: Sind die Grünen für oder gegen den BND-Untersuchungsausschuss?

Künast: „Diese Fragestellung war mir unterkomplex.“

Möglicherweise hat früher, als Renate Künast noch Verbraucherministerin war, der Stoff ihre Rede geformt: Wurst war Wurst, Käs war dagegen Käs. Seitdem Künast aber Fraktionschefin ist, muss sie erklären, wie es die Grünen finden, dass deutsche Geheimdienste in allen möglichen Folterknästen und während des Irakkriegs auch in Bagdad waren.

Ob die Grünen hierzu einen Untersuchungsausschuss verlangen sollen oder nicht, hängt in der Tat von mehreren Faktoren ab. Doch kein Grüner hatte mit deren Darstellung in der vergangenen Woche größere Probleme als die Fraktionschefin. Das fing nicht erst damit an, dass sie im Bundestag statt der Regierung die Oppositionskollegen angriff und der FDP anbot, „dass wir den Untersuchungsausschuss eigentlich lassen können und uns draußen auf der Wiese zum Raufen treffen“. Dies war immerhin als Ironie erkennbar.

Ganz unironisch aber sagte sie dann auf die Frage nach einem Ja oder Nein zum U-Ausschuss, das sei ihr zu „unterkomplex“. Vielleicht hätte Geheimdienst-Fachmann Christian Ströbele für Klärung gesorgt. Doch dessen Redezeit hatte Künast mit verbraucht.

Übers Wochenende muss der Abstand zwischen der Künast’schen Komplexitätsfähigkeit und dem Weltrest noch gewachsen sein. Denn Montag erklärte Künast nach einem Treffen aller Fraktionsspitzen plus Regierung, die Notwendigkeit eines U-Ausschusses sei „eher kleiner geworden“. Dies war nun das Gegenteil von dem, was am selben Tag der Parteirat befunden hatte. Jedoch will Künast nichts anderes als der Parteirat gemeint haben, was der aber nicht recht glaubt. Das Grünenvolk aber ist jetzt sauer auf die Fraktionschefin. So komplex hat sich dann doch keiner die Opposition gewünscht. UWI