FELIX LOCH

Der mit dem Schorsch die Kufen schleift

Es sind drei Eigenschaften, die Felix Loch zum ersten deutschen Goldmedaillengewinner der Spiele von Vancouver haben werden lassen. Drei Eigenschaften, die für einen Rennrodler unabdingbar sind, wenn er erfolgreich sein will: gute Nerven, ein kurzes Gedächtnis und ein guter Draht zu Georg Hackl.

Loch ist nur 20 Jahre alt, aber bereits zweimaliger Einzelweltmeister und nun auch Olympiasieger. Er ist, sagt Kanadas deutscher Rodelcoach Wolfgang Staudinger, „der Michael Phelps des Rodelns“. Wenn man weiß, dass der gebürtige Thüringer erst ein Weltcup-Rennen gewonnen hat, wird diese Bilanz umso erstaunlicher. Und es beweist, dass der Polizeimeisteranwärter sich auf den Punkt vorbereiten kann. Da mag hilfreich sein, dass Vater Norbert Nationaltrainer ist.

Ebenso nützlich ist die Fähigkeit des Filius, unangenehme Erlebnisse beiseitezuschieben. Im November 2008 war Loch auf der damals nagelneuen Bahn in Whistler schwer gestürzt und hatte sich einen Bänderriss in der Schulter zugezogen. 15 Monate später raste er gleich viermal mit Laufbestzeit zu Tal. Auch der tödliche Unfall des georgischen Rennkollegen nur drei Tage vor seinem Sieg irritierte Loch nicht: „Ich denke mal, dass das nicht so das Problem war.“

Am wichtigsten aber mag ein Ereignis gewesen sein, das nun bald 18 Jahre zurückliegt. Damals zog Norbert Loch mit seiner Familie nach Berchtesgaden, um das Amt eines bayerischen Landestrainers anzutreten. In der neuen Heimat lernte sein Sohn nicht nur das bayerische Idiom, sondern auch einen gewissen Georg Hackl kennen. „Ich kenne ihn“, erinnert der sich an den kleinen Loch, „da konnte er nicht mal richtig über die Werkbank in der Schlittenwerkstatt schauen.“ Das kann er mittlerweile und schleift an seinen Kufen zusammen mit dem Vorzeigebayern und dreimaligen Olympiasieger Hackl. THOMAS WINKLER