„Mit Studis auf Augenhöhe“

DIES ACADEMICUS Studierende und Lehrende arbeiten ganztägig an der Verbesserung der Uni-Lehre

■ 64, ist Professorin für digitale Medien in der Bildung und Konrektorin für Lehre und Studium an der Uni Bremen.

taz: Frau Schelhowe, wenn Sie heute über die Lehre an der Universität diskutieren: Gibt es etwas, was sich aus Ihrer Sicht dringend verbessern müsste?

Heidi Schelhowe: Wir sind ständig dabei, die Prüfungslasten zu reduzieren, damit die Studierenden nicht auf Prüfungen hin lernen, sondern kontinuierlich. Und wir wollen die Studierbarkeit überprüfen, ob die Studierenden über oder unterfordert sind und wie wir das forschende Lernen in die Lehre integrieren können, also Forschung und Lehre eng zusammen halten. Wir müssen vermitteln, dass es wissenschaftliche Antworten gibt auf die Fragen, die in der Gesellschaft gelöst werden müssen.

Aber Studierende wollen oft doch gar keine Wissenschaft, sondern Praxis.

Ja, und unsere Aufgabe ist es, aus der Praxis, aus dem Alltag der Studierenden heraus die wissenschaftliche Fragestellung zu gewinnen. Zwei der Preisträgerinnen, die heute für ihre hervorragende Lehre ausgezeichnet werden, haben das in einem Methoden-Modul in der Psychologie – einem meist unbeliebten Fach – geschafft. Sie haben die Methoden anhand der Fragen von Studierenden erklärt.

Manche sind didaktische Naturtalente – was machen Sie mit den anderen?

Wir haben eine verstärkte Nachfrage nach hochschuldidaktischen Angeboten. Und wer neu an der Universität anfängt, wird zur Weiterbildung verpflichtet. Für Professoren ist es oft schwer, dafür die Zeit zu finden, deshalb bieten wir ein individuelles Coaching an, wo jemand mit in die Lehrveranstaltungen geht und Feedback gibt.

Sie wollen mit den Studierenden heute „auf Augenhöhe“ diskutieren…

… nicht nur heute, sondern auch in der Lehre. Es ist wichtig, sie ernst zu nehmen und ihnen Respekt entgegen zu bringen.

Fällt manchmal schwer, wenn sie sich wie Kinder benehmen…

Ja. Aber Respekt heißt ja nicht, alles durchgehen zu lassen, wenn sich jemand etwa vor einer Aufgabe drücken will, sondern zu streiten.  Interview: eib

Verleihung des Berninghausen-Preis für hervorragende Lehre: 18 Uhr, MZH, Raum 1400