AUF AUDIENZ MIT TUTANCHAMUN UND EIN PAAR BEGEHRLICHE BLICKE AUF JOSH HOMME UND TAV FALCO, WÄHREND PAUL MCCARTNEY AUSSORTIERT WIRD
: Kniekranke Könige, echte Gecken

VON JENNI ZYLKA

It was a riot! Das Wochenende, meine ich, und zwar im klassischen „Riot on sunset strip“-Sinne, nicht etwa in dem mit den überstrapazierten Grrrls.

Zur Sache: Am Freitag wurde meine hauptsächlich durch „Asterix und det Pyramidenluda“ erworbene Altertumsbildung („Asterix und det Pyramidenluda“ ist die mithilfe von Dieter Hallervorden übersetzte Berliner Mundartversion von „Asterix und Kleopatra“) durch einen Besuch in Tutanchamuns Grab in der Arena signifikant aufgestockt, denn wer hatte geahnt, wie groß und schwer die vielen Schreine und wie kurz die Sarkophage tatsächlich waren, in denen der kniekranke Teenager-König unsterblich wurde, und wie viele Uschebtis man im Jenseits so braucht. 413 der Minimumien lagen nämlich um die verharzte Kanaille herum, eine für jeden Tag, und der Rest, um über die Tages-Uschebtis zu wachen, damit die dem neuen Sonnengott auch wirklich dienen und sich im ewigen Leben nicht etwa einen lauen Lenz machen.

Am frühen Abend lehnte man dann in den beiden Regenpausen am Schöneberger Plattenladen Dodo Beach, aus dem die neue tolle Queens-of-the-Stone-Age-CD herausschallte, die Journalistenkumpel Markus Schneider kurz vorher charmant vorgestellt hatte und auf der Elton John bei einem Song Klavier spielt. Was ja eine der absurdesten Vorstellungen der Weltgeschichte ist, aber lustig.

Und mir fiel wieder ein, dass Paul McCartney angeblich damals bei Them Crooked Vultures mitspielen wollte, dem Nebenprodukt des Queens-Gitarristen Josh Homme – aber eine Absage bekommen hatte, hähä, und ein Glück: Wenn man Homme auf der Bühne begehrliche Blicke zuwirft, möchte man irgendwie nicht olle McCartney über seinem Höfner-Bass daneben wissen, das ist so, als würde man mit seiner Schwiegermutter in einen Porno gehen.

Lebenserhaltender Rock

Und wo wir gerade bei Queens und kleinen Männern waren: Am Samstag fing die Körperpflege schon früh an, denn am A-bend / muss ich / gut aussehn … Warum? Tav Falco ist in der Stadt! Man kann dem elegantesten aller schlechten Rock-’n’-Roll-Gitarristen unmöglich ungeduscht gegenüber treten. Der Musiker, dessen Haare immer noch wie gelackt glänzen, dessen Gesichtsausdruck immer der gleiche, ernste ist, denn 1.) denkt er, das stehe ihm am besten und 2.) ist Rock ’n’ Roll für ihn lebenserhaltend. Der Musiker, dessen Alter nicht im Netz zu finden ist, denn einem echten Gecken schlägt keine Stunde. Jener Tav Falco spielte im begeisterten Bassy und machte mal wieder klar, dass er das einzig wahre musikalische Pendant zu Ed Wood ist.

Reizender als er kann man sich nicht verspielen. Und somit hatte man an nur einem Wochenende mit Homme und Falco die gesamte Bandbreite an Gitarrenkunst, ich sag’s ja: A riot!