Was ist Ailton?

Ailton ist ein Stürmer. Mit vollem Namen heißt er Ailton Gonçalves da Silva, aber das sagt keiner. Geboren ist er 1973 in Brasilien, und sein Lob und seinen Ruhm sang man bisher nur an der Weser: „Er ist der König von Bremen“, sagte Werder-Trainer Thomas Schaaf, der einzige, der Ailton je gezähmt hat, kurz bevor sein Tor-Garant wegging. „Wir werden seine Eskapaden vermissen.“ So viel Anerkennung hat er für die sonst nirgends gefunden.

Gut, da war noch Qatar – denn als 2004 klar war, dass Ailton niemals in der Seleçao spielen, und auch Deutschland kein Einbürgerungsverfahren eröffnen würde, wollte der „Toni“ in das Wüstenemirat auswandern. Zumindest auf dem Papier. Was die dort machen „ist mir doch egal“, frohlockte Ailton. Das einzige was gezählt hätte: „Ich bin da der Star.“ Zu Konflikten kam es erst gar nicht, denn die Fußballweltorganisation verbot den Nationalitätenwechsel. Pech. Also ging er – nach Gelsenkirchen. Eine Verzweiflungstat, allerdings eine lukrative. Zuvor war er in Bremen Meister geworden und Pokalsieger und Torschützenkönig – nachdem sich dort Trainer Felix Magath und dessen Vorgänger Wolfgang Sidka an ihm die Zähne ausgebissen hatten.

Als Ailton erstmals seinen künftigen Wohnort in Augenschein nahm, stellte er fest: Gelsenkirchen, das ist Desaster. Ein Ort „an dem junge Leute keinen Spaß haben können“. Es wurde ihm dringlich widersprochen, bis er bekannt gab: War nur Spaß. Der Spaß war ihm im Ruhrpott aber dann auch schnell vergangen: Weder Jupp Heynckes noch dessen Nachfolger Ralph Rangnick wurden mit dem Wonneproppen fertig: Er wurde zum Bankdrücker, oft gar zum Zuschauer degradiert – und dann an den Bosporus verscherbelt. In Istanbul hatten sie aber auch einen anderen Humor: Beșiktaș-Trainer Jean Tigana nannte ihn auf gut Türkisch „trop gros, trop gras et trop vieux“ und strich den Top-Verdiener aus dem Kader. Auf der Flucht nach Brasilien wurde Ailton auf dem Flughafen von der Vereinspolizei gestoppt. BES