Konservativer Gut-Wind-Macher

Als CDU-Spitzenpolitiker musste er gehen, bei der Medienanstalt für Hamburg und Schleswig-Holstein trat er im vergangenen Jahr doch nicht an – das Themenfeld Kinder und Jugendliche schien angesichts seiner Beziehung mit einer 16-Jährigen schlecht gewählt. Nun hat Christian von Boetticher eine neue Aufgabe gefunden: Der 42-jährige Jurist wird künftig neben der Arbeit für eine Hamburger Kanzlei die Interessen der „Arge Netz“ vertreten. Von Boetticher soll für das Bündnis, dem vor allem mittelständische Windmüller angehören und das den Ausbau von Stromnetzen vorantreiben will, auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene guten Wind machen.

Er freue sich, sein Wissen für die Arge Netz als die wichtigste Interessenvertretung regenerativer Energien in Schleswig-Holstein einzubringen, sagte von Boetticher zum Dienstantritt. Bereits als Politiker hat er sich für Windkraft eingesetzt: „Schleswig-Holstein kann zur Steckdose der Nation werden“, erklärte er 2011. Dennoch hat er für den Ausbau von Kohlekraftwerken gestimmt und vertrat auf den meisten Politikfeldern eine konservative Linie. Dass der „Alte Herr“ einer schlagenden Studentenverbindung beim Umgang mit der Basis keine glückliche Hand hatte, nahm ihm die Partei übel. Somit gab es keine Rückendeckung für den damaligen CDU-Spitzenkandidaten, als seine Beziehung zu einer 16-Jährigen bekannt wurde. Die hatte er über Facebook kennengelernt, die Verbindung jedoch beendet, als er CDU-Landeschef wurde. Bei seinem Rücktritt im August 2011 beteuerte er gleichwohl, einer „tiefen Liebe“ gefolgt zu sein.

Damit endete seine zwölf Jahre währende Karriere als Berufspolitiker, in der er fünf Jahre im Europäischen Parlament saß, 2005 bis 2009 war er unter seinem politischen Ziehvater Peter Harry Carstensen Landwirtschaftsminister in Kiel.

„Sag niemals nie“, meinte er, gefragt nach einer möglichen Rückkehr in die Politik, als er im Herbst 2011 nicht wieder für den Landtag kandidierte. Derzeit sieht es nicht danach aus.  EST