Röders Rutschpartie auf dem Frustberg

WINTERGATE Hamburgs Parlamentspräsident ließ seine Straße von Glatteis räumen. Rücktritt schließt er aus

„Ich habe die Hoffnung, dass diese Erklärung reicht“

PARLAMENTSPRÄSIDENT RÖDER

Als „Wintergate“ sorgt die Posse um „Glatteis-Röder“ seit Tagen für böses Blut und Kopfschütteln in Hamburg. Der Hauptakteur will dennoch von Rücktritt nichts wissen. „Das war ein Fehler“, räumte Hamburgs Bürgerschaftspräsident Berndt Röder (CDU) am Dienstag vor der Landespressekonferenz jedoch ein. „Ich bitte die Hamburger Bürger um Entschuldigung.“ Dafür, dass eine etwa 200 Meter lange Nebenstraße in einem gediegenen Vorort in einem Sondereinsatz der Stadtreinigung von Eis und Schnee geräumt wurde. Prominentester Anwohner der Frustbergstraße ist – Röder.

Ihm sei am Nachmittag des 5. Februar „der Kragen geplatzt“, weil es so glatt gewesen sei, gestand der 62-jährige Rechtsanwalt nun nach tagelangem Schweigen. Telefonate mit dem Bezirksamtsleiter (SPD), dem Staatsrat der Innenbehörde (CDU) und dem der Umweltbehörde (Grüne) folgten – und „wohl noch in der Nacht“ rückte das Sondereinsatzkommando der Stadtreinigung an. „Ich war überrascht, als die Straße am nächsten Morgen geräumt war“, versichert Röder. Er will aber „nur auf einen Missstand aufmerksam gemacht“ haben: „Ich kann ja niemanden anweisen.“

Um den Verdacht zu zerstreuen, er habe sich einen persönlichen Vorteil verschaffen wollen, hat er 1.000 Euro ans Rote Kreuz gespendet. Dieses leiste „wertvolle Arbeit auch bei der Versorgung der Verletzten in diesem Winter“, die auf ungeräumten Wegen zu Schaden kommen. „Ich habe die Hoffnung“, so Röder, „dass diese Erklärung reicht.“

Angesichts der wenig schmeichelhaften Schlagzeilen und langen Reihen empörter Leserbriefe in den Hamburger Medien könnte diese Hoffnung trügen. Morgen Abend muss Röder sich in einer Sondersitzung der CDU-Fraktion erklären, die ihm bislang Unterstützung verweigerte.

Die rot-rote Opposition kann vermutlich nicht der Versuchung widerstehen, nächste Woche in der Bürgerschaft einen Missbilligungsantrag zu stellen. Gut möglich, dass manche schwarz-grünen Abgeordneten die Chance, für Röder zu stimmen, zufällig in der Kaffeepause verpassen. SVEN-MICHAEL VEIT