Globalisierungskritik für Fußball-Fans

Bremer Initiativen werfen einen kritischen Blick hinter die WM-Kulissen und feiern das Multikulti-Event

Bremen taz ■ Wer weiß schon, dass Galileo Galilei das Muster aus Fünf- und Sechsecken erfand, die sich zu einer runden Fußball-Hülle fügen? Erst in den 70er-Jahren setzte es sich gegen seinen Eierpflaumen-Vorläufer durch. Mit solchen Geschichten fängt Holger Hess-Borski sein Publikum ein. Ist die Faszination geweckt, leitet er flugs über zu den Bedingungen, unter denen Bälle und Sportschuhe entstehen: miese Bezahlung und Kinderarbeit in Pakistan, während sich westliche Sportler als Werbeträger eine goldene Nase verdienen. Sein Seminar „Das große Geschäft mit dem Sport“, das er bei verschiedenen Bildungsträgern für Erwachsene und Kinder anbietet, erweitert den Fußballhorizont.

So wie Hess-Borski bieten zahlreiche Bremer Initiativen globalisierungskritische und interkulturelle Begleitveranstaltungen zur WM an. Das Bremer Informationszentrum für Menschenrechte und Entwicklung (biz) eröffnet schon am 7. Februar in der Bürgerschaft die Ausstellung „TrikotTausch“. Hier erfahren VerbraucherInnen, was sie selbst für die Frauen in Nicaragua tun können, die ihre Kleider nähen. Neben den Arbeitsbedingungen in der Sportartikel-Industrie bilden die Themen Frauenhandel und Zwangsprostitution einen zweiten Schwerpunkt. So will die Sportgemeinschaft Vegesack-Aumund mit ihrem weißrussischen WM-Besuch gemeinsam überlegen, was sich für verschleppte Osteuropäerinnen tun lässt. Das Gesundheitsamt hat die Freier als Zielgruppe für eine Aufklärungskampagne im Blick.

Beim Landessportbund dreht sich alles um Fußball als Begegnung. Im Sportgarten finden Turniere für Männer- und Frauenteams statt. WM-Fieber soll noch einmal aufkochen beim „Pan-African-Cup“ vom 23. Juli bis 27. August. Dieses alljährliche Multikulti-Turnier wird diesmal mit einem großen Fest abgeschlossen. abe