unterm strich
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Der ungarische Filmregisseur und Oscar- Preisträger István Szabó („Mephisto“) hat am Sonntag seine drei Tage zuvor bekannt gewordene Spitzeltätigkeit neu erklärt. Hatte er in ersten Zeitungsinterviews seine Informantendienste für den ungarischen Geheimdienst im Kommunismus noch damit begründet, dass er damit einen Freund vor dem sicheren Galgen gerettet hätte, so stellte er sie am späten Sonntagabend im ungarischen Fernsehen in einem anderen Licht dar. „Ich habe mich selbst gerettet“, erklärte der sichtlich aufgewühlte Regisseur in einem Studiogespräch. Szabó war, wie aus einem am Freitag in der Wochenzeitung Élet és Irodalom (Leben und Literatur) erschienenen Beitrag hervorging, als 19-Jähriger vom Inlandsgeheimdienst angeworben worden. Als Student der Theater- und Filmhochschule verfasste er von 1957 bis 1963 unter dem Decknamen „Endre Kepesi“ mindestens 48 Spitzelberichte über Professoren und Studienkollegen.

Der Reporter Andras Gervai stützte seine Erkenntnisse auf mehrmonatige Recherchen im ungarischen Historischen Archiv der Staatssicherheitsdienste. Hundert ungarische Intellektuelle drückten unterdessen am Montag in einem Aufruf in der Budapester Tageszeitung Népszabadság ihre „Liebe und Wertschätzung“ für den ins Gerede geratenen Filmkünstler aus.