Eigennützige Solarförderung

FOTOVOLTAIK Die reale Kürzung der Fördersätze könnte geringer ausfallen, weil Umweltminister Röttgen den Eigenverbrauch des Solarstroms stärker fördern will

Verbraucherschützer warnen bereits vor einer neuen Überförderung

VON NADINE MICHEL

Bundesumweltminister Norbert Röttgen steht wegen seiner geplanten Kürzung der Fotovoltaik-Förderung neuer Ärger ins Haus: Wurde der CDU-Mann zunächst dafür gescholten, dass die einmalige Kürzung zu hoch ausfalle, wirft ihm nun die Gegenseite vor, eine Mogelpackung geschaffen zu haben. Weil nur der ins Netz eingespeiste Strom weniger gefördert werde, der Eigenverbrauch aber sogar höher, falle die Kürzung insgesamt deutlich geringer aus.

Im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) ist ein für 20 Jahre garantierter Abnahmepreise für Solarstrom festgeschrieben. Nach den bisherigen Plänen soll dieser ab Juni um 16 Prozent sinken. Damit erhalten Anlagenbetreiber künftig je nach Anlagengröße zwischen etwa 25 und 33 Cent pro Kilowattstunde – sofern der Strom in das öffentliche Netz eingespeist wird. Verbraucht der Besitzer den Strom vom Dach selbst, erzielt er Einnahmen in Höhe von knapp 43 Cent: 23 Cent Förderung sowie etwa 20 Cent pro Kilowattstunde, die er nicht kaufen muss. Das Umweltministerium will damit einen Anreiz für den Eigenverbrauch schaffen, um damit das Stromnetz zu entlasten.

„Es ist im Prinzip eine vernünftige Idee, aber man muss aufpassen, dass nicht das nächste Fass für eine Überförderung aufgemacht wird“, sagt Energieexperte Holger Krawinkel von der Verbraucherzentrale. „Sonst haben wir im nächsten Jahr die nächste Diskussion um das EEG.“

Tatsächlich fällt die Kürzung damit niedriger aus – um wie viel, hängt letztlich von der Höhe des Eigenverbrauches ab. Die Schätzungen dazu gehen weit auseinander: Sie reichen von 20 bis 50 Prozent. Das Umweltministerium geht davon aus, dass technisch nicht mehr als 20 bis 30 Prozent möglich seien. Dies liege vor allem daran, dass der meiste Strom in Privathaushalten in der Regel am Abend verbraucht werde, also dann, wenn die Sonne nicht mehr scheint. Ausgegangen von einem 30-prozentigen Anteil käme es unterm Strich zu einer Kürzung von 12,8 statt 16 Prozent.

Das Umweltministerium weist allerdings darauf hin, dass bislang überhaupt nur ein verschwindend geringer Anteil der Anlagenbetreiber seinen produzierten Strom selbst nutzt. Es erwartet deshalb keine großen Verzerrungen: „Wir wollen einen Anreiz bieten, aber keine Überförderung“, heißt es.

Das Solarfachmagazin Photon warnt hingegen vor Mitnahmeeffekten, da seiner Meinung nach in Privathaushalten ein 40-prozentiger Eigenverbrauch bereits ohne Verhaltensänderung möglich sei. Besonders jedoch im Gewerbe oder bei Supermärkten erwartet das Magazin einen „Riesenboom“, da diese etwa durch die Kühlregale und stetige Beleuchtung am Tag auf 100 Prozent Eigenverbrauch kommen könnten.

Erste Solarfirmen, die die Kürzungen treffen würden, versuchen auf jeden Fall schon die Ausnahmeregelung zu nutzen: Im März startet Conergy ein Projekt mit einem Gerät, das den Eigenverbrauch erfassen und maximieren soll.