LESERINNENBRIEFE
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Mühselige Überzeugungsarbeit

■ betr.: „Wir setzen die Energiewende um“, 5.6.13

Das Interview mit Vassilidis, Chef der IG Bergbau, zeigt, wie mühselig die Überzeugungsarbeit für eine dezentrale erneuerbare Energieversorgung ist. Er geht auf die Argumente gegen den Braunkohle-Tagebau nicht ein, sondern redet lieber Greenpeace schlecht. Nicht Kohlekraftwerke, sondern Gaskraftwerke und eine wesentliche Erhöhung der jährlichen ca. 60 Millionen Euro Forschungsgelder für Speichertechnologien ebnen den Weg für eine nachhaltige Energiewirtschaft. Für Euratom aber überweist Berlin jährlich 120 Millionen Euro nach Brüssel. ARTUR BORST, Tübingen

Das war nicht die letzte Flut

■ betr.: „Fluten, Tote und schlechte Scherze“, taz vom 5. 6. 13

Würden Sie bitte auf den Begriff „Jahrhunderthochwasser“ verzichten, wenn Sie von der Flut von 2002 sprechen? Das war damals schon höchst albern, wenn man bedenkt, dass von 100 Jahren erst 2 verstrichen waren. Auch die jetzige Flut sollte nicht als Jahrhundertflut bezeichnet werden aus demselben Grund. Mein Vorschlag: „Die große Flut von 2002.“ Sie war nicht die letzte, und auch die aktuelle Flut wird nicht die letzte sein in diesem Jahrhundert. Und vielleicht auch noch nicht die schlimmste. GISELA GRAF, Magdeburg

Entwicklungshilfe aus Afrika

■ betr.: „Kein Sinn für Satire“, taz vom 1./2. 6. 13

Warum wird der „ Offene Brief an Afrika“, in dem Entwicklungshilfe aus Afrika für Europa gefordert wird, vom Deutschen Entwicklungstag als Satire abgetan und nicht als Herausforderung für eine gleichberechtigte Entwicklungszusammenarbeit? Wenn Menschen weltweit so viele Ressourcen verbrauchen wie Menschen in den Industrieländern, wären diese Ressourcen in 9 Jahren aufgebraucht und Leben auf dieser Erde wäre nicht mehr sehr angenehm. Tatsächlich sollten Menschen aus Afrika und anderen Teilen der Welt, die mit geringem materiellen Verbrauch oft ein zufriedeneres Leben führen als die meisten Menschen in Industrieländern, ernsthaft als Entwicklungshelfer in Betracht gezogen werden. So hätten Menschen aus Industrieländern ein Vorbild für nachhaltige Entwicklung ohne Ressourcenverschwendung. Für Menschen aus Afrika und anderen Entwicklungsländern wäre Wirtschaftswachstum nicht mehr das einzige Ziel. Sie würden dagegen mehr Selbstbewusstsein für ihre Qualitäten und Fähigkeiten gewinnen. CHRISTIANE HOPFER, Freinsheim

Kritische Cis-Männer

■ betr.: „Harte Stecher. In Männerzeitschriften ist der Mann von heute immer geil, immer fit, immer cool …“, taz.de vom 5. 6. 13

Hier werden zwei Themen zu sehr vermischt: Leistungsdenken und Rollenbilder. Die These, dass starke, leistungsfähige Männer unbedingt als Gegenpol eine schwache, anbetende Frau benötigen, ist doch einem Männerbild des letzten Jahrhunderts entsprungen. Wieso soll es denn keine aktiven Männer geben, die versuchen, ihre Fertigkeiten und Leistungen zu maximieren, welche dann eine ebenso starke, gleichberechtigte Partnerin oder mehrere suchen? Sicher ist es gut, sich gerade als Cis-Mann kritisch mit Männermagazinen auseinanderzusetzen, genauso wie ihre Autorin Frau Stokowski sich in ihrem genialen Artikel mit Frauenzeitschriften auseinandergesetzt hat. Aber einfach aus der Leistungsgesellschaft die Rollenbilder abzuleiten, das wird dem komplexen Thema nicht gerecht. Alex, taz.de

Verlogene Partei

■ betr.: „Steinbrück setzt auf Vielfalt“, taz vom 5. 6. 13

Die SPD ist eine verlogene Partei. Mit gespaltener Zunge säuselt Steinbrück „Vielfalt“, stehend vor einem lila Hintergrund. Fehlt nur noch eine Stola um den Hals und in der Hand ein Kreuz, der neue Heilsbringer will Putin in nichts nachstehen. „Ausgaben für Bildung ihrem gesellschaftlichen Stellenwert entsprechend“ … wann kapiert die SPD, dass sie den 1. Arbeitsmarkt demontierte? Wenn Wirtschaftsbetriebe dauerhaft Leih-/Zeitarbeiter beschäftigen, so ist das unternehmerische Risiko großteils ausgelagert. Das geringste Risiko haben Zeitarbeitsfirmen mit ihrem Modell Wegwerfarbeiter. Zeitarbeit abschaffen, und genau das will MoneyPeer, Gründungsnachfahre der Deutschen Bank, nicht. MoneyPeer, taz.de

Herzt, knuddelt und knutscht sie!

■ betr.: „Der homosexuelle Mann“, taz-Wahrheit vom 5. 6. 13

„Wir sind weiterhin dagegen, dass Schwule und Lesben die gleichen Rechte haben“ – so der Fraktionsgeschäftsführer von „Pro Köln“ im Rahmen einer aktuellen Pressekonferenz. So eine Partei hat doch wohl auf dem CSD – dem zentralen politischen Event der homosexuellen Emanzipationsbewegung – nicht das Mindeste zu suchen! Da aber ein Ausschluss wahrscheinlich nicht möglich sein wird: Packt den Wagen der Rechten zwischen die Müllabfuhr am Schluss des Zuges und rahmt ihn mit kritischen Transparenten ein. Oder: Nehmt sie in eure Mitte! Herzt, knuddelt und knutscht sie! Bewerft sie mit Wattebällen und sprüht rosa Farbe auf deren Wagen. Umzingelt sie mit möglichst ausgefallenen aufgetakelten Transen, Drag-Queens, Queer-Dresser – macht Aufnahmen und stellt diese ins Netz! Keine Stunde – dann seid ihr diese homophobe Bande aus Rassistinnen, Hetzern und Dumpfbacken los. CSD forever, taz.de