Preiserhöhung heißt jetzt Vattenfall

Der Berliner Stromversorger will die Preise ab 1. Mai um etwa sechs Prozent erhöhen. Noch zum Jahreswechsel warb Vattenfall damit, die Tarife – anders als RWE oder Eon – nicht zu erhöhen. Wirtschaftssenator Wolf will die Preissteigerung prüfen

VON UWE RADA

Einen Monat heißt die Bewag nun schon Vattenfall – und schon ist auf nichts mehr Verlass. So überraschte Vattenvall-Vorstandsmitglied Hans-Jürgen Cramer gestern mit der Meldung, die Strompreise für die Standardtarife in Berlin und Hamburg würden zum 1. Mai um etwa sechs Prozent erhöht werden. Als Begründung nannte Cramer die „explodierenden“ Preise an der Strombörse in Leipzig.

Beinahe möchte man sagen: Was geht Vattenfall das Geschwätz von gestern an, als der Monopolist noch Bewag hieß und zum Jahreswechsel den Robin Hood unter den deutschen Stromanbietern gab.

Anders als die Konkurrenten RWE und Eon hatte der schwedische Konzern für Anfang 2006 nämlich auf eine Preiserhöhung verzichtet. Das kam gut an, zumal sich Vattenfall mit seiner aufwändigen Werbekampagne („Berlin bleibt Berlin. Nur Bewag heißt jetzt Vattenfall“) auch als verlässlicher Sponsor in der Hauptstadt präsentierte. Doch schon zu Jahresbeginn ließ Vattenfall durchblicken, dass der Verzicht keineswegs fürs ganze Jahr bindend sei. Die letzte Stromerhöhung bei der Bewag hatte es im Januar 2005 gegeben.

Die angekündigte Preiserhöhung betrifft im Großraum Berlin alle Kunden, die den Tarif „Berlin Klassik“ beziehen; insgesamt knapp zwei Millionen Haushalte. Für einen Privathaushalt brächte die geplante Erhöhung eine Mehrbelastung von 2 bis 2,25 Euro im Monat. Ohne die erneuerbaren Energien wäre der Preisaufschlag höher ausgefallen: „Die Beschaffungskosten für regenerativen Strom haben sich nicht so stark erhöht wie die für konventionellen Börsenstrom“, sagte ein Vattenfall-Sprecherin. In Hamburg, wo Vattenfall Europa den Energieversorger HEW übernommen hatte, sind 500.000 Haushalte betroffen.

In beiden Städte wollte der Konzern gestern bei den Wirtschaftsverwaltungen die Begründungen für die Preiserhöhungen einreichen. Sowohl der Berliner als auch der Hamburger Wirtschaftssenator müssen den Griff ins Kundenportemonnaie nämlich genehmigen.

Allzu viele Hoffnungen sollten sich die Berliner darauf allerdings nicht machen. „Zu sagen, wir verweigern die Genehmigung, wäre populistisch“, sagte der Sprecher von Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linkspartei), Christoph Lang. „Wenn die Begründung nachvollziehbar ist, können wir uns dem nicht verweigern.“ Die Verwaltung werde aber genau prüfen. Erste Ergebnisse erwartet Lang für Ostern.

Die jetzige Preiserhöhung könnte übrigens die vorerst letzte sein, die überhaupt der Genehmigung bedarf. Beantragt hat Vattenfall die neuen Tarife bis Juli 2007. Spätestens dann gilt die Liberalisierung des Strommarktes als vollzogen. Eine Überprüfung findet dann nicht mehr statt. Für alle, die keinen Standardtarif der Vattenfall beziehen, gilt dies schon heute.