Auf dem Rückzug

Dänemarks Premier distanziert sich von Mohammed-Karikaturen. Auch „Jyllands-Posten“ entschuldigt sich

STOCKHOLM taz ■ Bedauern und Entschuldigung sind zwei Sachen. Es klang deshalb recht verquast, als Dänemarks Ministerpräsident in mehreren Interviews seit Montagabend seine Distanzierung von der bisherigen kompromisslosen Verteidigung der Mohammed-Karikaturen einleitete. Nicht als Regierungschef, sondern als Privatperson: „Ich habe persönlich einen solchen Respekt vor den religiösen Überzeugungen von Menschen, dass ich persönlich niemals Mohammed, Jesus oder andere religiöse Gestalten auf eine Art darstellen würde, die andere Menschen kränken könnte.“

Die Erklärung der Chefredaktion von Jyllands-Posten war noch verklausulierter. Die Karikaturen seien von der dänischen Pressefreiheit gedeckt gewesen und würden deshalb nicht entschuldigt. Aber man bittet um „Entschuldigung, dass wir so viele Muslime gekränkt haben, was ja aufgrund der Reaktionen nicht verneint werden kann.“

Ob die offenbar zwischen Regierungskanzlei und Chefredaktion abgestimmte Aktion etwas nutzt, bleibt fraglich. Und es waren sicher Stimmen wie die des Auslandschefs des Molkereikonzerns Arla, Finn Hansen, die Wirkung zeigten: „Was wir im Mittleren Osten in vierzig Jahren mühsam aufgebaut haben, scheint binnen vier Tagen vernichtet zu werden.“ Der dänische Industrieverband forderte Jyllands-Posten zu einer vorbehaltlosen Entschuldigung auf. Das sei Heuchelei, meldete sich Bang-&-Olufsen-Direktor Torben Ballegaard Sørensen. Erst wenn Gewinne auf dem Spiel stünden, schalte sich der Verband ein. RWO