„Weglaufen ist nicht feige“

SELBSTBEHAUPTUNG Ein Polizist bringt Kindern bei, wie sie aus gefährlichen Situationen herauskommen

■ 63, ist Jugendbeauftragter der Polizei Bremen und macht die Selbstbehauptungskurse in seiner Freizeit.

taz: Herr Kunze, Sie wollen Kindern beibringen, wie sie „pfiffig in bedrohlichen Situationen“ reagieren können. Was meinen Sie damit?

Frank Kunze: Sie sollen Strategien lernen, um nicht Opfer zu werden. Täter haben ja Strategien – und die versuchen wir zu durchbrechen.

Wie?

Indem die Kinder laut werden, den Täter ansprechen: „Lassen Sie mich in Ruhe.“ Sie sollen unbedingt siezen, damit für Außenstehende klar wird, dass es sich nicht um einen Erziehungskonflikt handelt. Und sie sollen Zeugen direkt ansprechen: „Sie im roten Pullover, bitte helfen Sie mir.“

Was ist mit Treten, Beißen, Schlagen?

Halte ich nichts von. Ein Kind muss schon extrem gut trainiert sein, um sich gegen einen Erwachsenen zur Wehr setzen zu können.

Aber als Überraschungsmoment kann das helfen.

Ja, um dann weglaufen zu können. Das bringen wir den Kindern auch bei: Weglaufen ist nicht feige! Ihr dürft Auseinandersetzungen aus dem Weg gehen.

Was ist, wenn ein Gleichaltriger der Täter ist?

Da lehren wir, die Gewaltspirale zu durchbrechen. Wenn jemand angerempelt wird, nicht darauf zu reagieren, „Ey, was soll das?!“, sondern sich dafür entschuldigen, dass man gerempelt hat. Das verwirrt den Täter.

Und wenn jemand ausgeraubt wird?

Das Geforderte, etwa das Handy, ins Gebüsch schmeißen. Das bringt das Täterkonzept auch durcheinander. Und weg wäre das Handy in jedem Fall.  INTERVIEW: EIB

Training: 11 bis 12.30 Uhr, Heisiusstraße 7 (Sporthalle TV Arbergen); Kosten: 5 Euro