Manches bleibt einfach für immer

WOWEREIT UND DEPECHE MODE

Es gibt in dieser Stadt Dinge, die bleiben immer gleich: Frau Konnopke, der Freitagsstau auf der A 100, die Hundekacke auf Neuköllns Bürgersteigen. Auch die Vermählung der Berliner mit Depeche Mode scheint für die Ewigkeit gemacht: Schon vor gefühlt 100 Jahren waren sie die Helden der mauergeteilten Stadt, sangen Menschen in Ost und West „People Are People“. Das werden sie auch am Sonntag im Olympiastadion wieder tun. Binnen wenigen Tagen soll das Konzert ausverkauft gewesen sein, war zu lesen. Aus lauter Dankbarkeit widmeten die Berliner ihren Idolen gleich noch eine Ausstellung.

Klaus Wowereit würde das sicher auch gefallen: Zehntausende, die beseelt und feuerzeugschwingend „Arm, aber sexy“ singen, Heerscharen vor der „Wowi Fan Exhibition“, kreischende Fans am Roten Rathaus, die beim Anblick des Regierenden reihenweise in Ohnmacht fallen. Sie, liebe Leserin, lieber Leser, finden das reichlich übertrieben? Mitnichten! Ist es etwa nicht pure Eitelkeit, die den dienstältesten Landesfürsten der Republik mit 12 Regierungsjahren dazu bringt, im taz-Interview auf die Bemerkung, auf Dauer könne dies ja nicht so bleiben, zu antworten: „Wer weiß?“ Hofft dieser Mann ernsthaft, er würde noch einmal gewählt – trotz BER-Pleite, Arroganzschelte und SPD-Dauertief? Glaubt er, die Ehe der Berliner mit ihm halte „(s)ein Leben lang“?

Und wenn er so dächte? Verwunderlich wär’s nicht. Mag er doch sagen „Berlin, c’est moi“: Denn ist es nicht sein Verdienst, dass Berlin in aller Welt bekannt und beliebt ist, dass jedermann und jedefrau hier leben möchte? Außerdem: Auch Depeche Mode hatten Midlifecrisis, Schreibblockaden und Drogenprobleme – wir lieben sie dennoch. Vielleicht müssen wir es einfach akzeptieren: Es gibt Dinge im Leben, die ändern sich nicht – und das ist gut so. SUSANNE MEMARNIA