HARALD KELLER DER WOCHENENDKRIMI
: Wehrhafte Schönheit

Der Franzose Luc Besson schwelgte in seinen ersten drei Filmen im Ästhetizismus. Seine vierte Regiearbeit, „Nikita“ aus dem Jahr 1990, verriet dann bereits seine Vorliebe für das Hongkong-Kino. Nikita (Anne Parillaud) ist eine junge Süchtige, die bei einem missglückten Überfall gefasst wird, sich aber statt im Gefängnis in den Händen des Geheimdienstes wiederfindet, wo sie genötigt wird, sich zur Tötungsmaschine ausbilden zu lassen. Nach intensivem Training darf Nikita mit neuer Identität hinaus in die Welt und dort ein scheinbar normales Leben führen. Immer wieder aber wird sie kurzfristig für Mordaufträge herangezogen. Als sie sich verliebt, rebelliert sie.

Bessons Stoff wurde mehrfach aufgegriffen, 1993 als Hollywood-Film mit Bridget Fonda, 1997 erstmals als TV-Serie, deren Autoren die Exposition intelligent weiterentwickelten. Hier wurde Nikita (Peta Wilson) zur heimlichen Oppositionellen im Inneren des Systems. Auf diese Weise ließ sich doppelt Spannung schaffen: Einerseits suchte Nikita die Machenschaften der Geheimorganisation Section 1 zu sabotieren, andererseits musste sie ihre Missionen halbwegs erfolgreich erscheinen lassen, um keinen Verdacht zu erregen. J. J. Abrams gestaltete 2001 seine Serie „Alias“ nach ähnlichem Muster.

Seit 2010 gibt es eine neue Nikita, nun gespielt von Maggie Q. In der von Craig Silverstein konzipierten Serie ist die wehrhafte Schönheit dem verbrecherischen Geheimdienst Division entflohen und will ebendiesen, der sich vom Regierungsmandat gelöst hat und längst auf eigene Rechnung arbeitet, vernichten. Zu diesem Zweck hat sie eine neue Rekrutin eingeschleust: Alex (Lyndsy Fonseca). Mit Alex’ Hilfe fügt Nikita der Division einigen Schaden zu, bringt aber ihre Verbündete auch in Gefahr. Das gelingt visuell ausgefeilt und in Sachen Charakterzeichnung – RTL II zeigt zum Auftakt zwei Folgen am Stück – zunehmend facettenreicher.

„Nikita: Operation Black Arrow“; Sa., 22.45 Uhr, RTL II