Monsanto zieht sich nicht zurück

NACHGEHAKT Die exklusive taz-Meldung wird in anderen Medien verfälscht. Am Montag berät die EU über Monsantos neuen Genmais

Kleine Zeitung – große Wirkung. Das zeigt unser Artikel über die Ankündigung des Saatgutkonzerns Monsanto, den Kampf für den Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen in Europa aufzugeben. Die taz schickte die wichtigsten Zitate der Konzernsprecher bereits vorab an die großen deutschen Nachrichtenagenturen. Alle haben die Meldung übernommen und an wichtigen Medien wie Spiegel Online übermittelt.

Bis zum Abend des 31. Mai erschien die taz-Meldung laut Google News auf mehr als 50 Internetseiten. Nachrichtenagenturen wie AFP übersetzten die Meldung sogar in andere Sprachen. Deshalb zitierten zum Beispiel das Wall Street Journal oder die US-Nachrichtenseite Huffington Post die taz. Am nächsten Tag stand die taz mit der Nachricht unter anderem in der Süddeutschen Zeitung, der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und der Berliner Zeitung. Der Deutschlandfunk führte die Nachricht als Grund dafür an, dass der Kurs der Monsanto-Aktie an der New Yorker Börse fiel. Auf taz.de wurde der Artikel in sechs Tagen mehr als 43.000-mal angeklickt.

Als die Medienmaschinerie so richtig lief, schlichen sich allerdings auch Fehler ein. Spiegel Online behauptete im Vorspann, Monsanto beende „seinen Kampf für Gentechnik“ in Europa. Das Unternehmen wolle nicht mehr „für solche Nahrung lobbyieren“. Eine Expertin des Bunds für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) schrieb sogar der taz die Aussage zu: „Monsanto gibt Europa als Markt für Gentech-Pflanzen auf“.

Das ist aber falsch: Monsanto will – wie in unserem Text nachzulesen – weiter bei der EU Zulassungen dafür beantragen, dass europäische Viehhalter Futter mit Gentechpflanzen des Konzerns etwa aus Südamerika importieren dürfen. Und dafür werden Monsantos Lobbyisten weiterkämpfen. Zum Beispiel am Montag: Dann beraten die EU-Staaten über die Importzulassung für Monsantos gentechnisch veränderte Maissorte Smartstax. „Zu früh gefreut“ hätten sich all jene, die hofften, dass Monsanto jetzt aus Europa verschwindet, sagt der agrarpolitische Sprecher der Grünen im Europäischen Parlament, Martin Häuslin. JOST MAURIN