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: Quadratisch, praktisch, langweilig

Nun ist sie dicht, die Teerhof-Halbinsel. Ein Kasten soll die Lücke füllen, Glas statt roter Klinkerfassaden – das ist alles, was Bremer Jury-Mitglieder an Architektur zulassen. Armes Bremen! Kein Stadtführer wird auf dieses Bauwerk hinweisen, kein Besucher der Schlachte mit dem Finger über die Weser zeigen. Eine große Chance ist vertan.

Als vor 20 Jahren die Idee aufkam, den verschlammten Parkplatz zu bauen, da war klar: Bei der Lage handelt es sich um das schönste Grundstück, das Bremen zu vergeben hat. Ein Kleinod. Öffentliche Nutzung sollte Altstadt und Neustadt verbinden, Kultur also. Und eine Architektur, die als Hingucker wirkt. Den Touristen sollte Bremen nicht nur als Klinker-Puppenstube Böttcherstraße vorgeführt werden, sondern auch als moderne Großstadt. Ein Neubau für das Focke-Museum war mal im Gespräch, mal ein Theaterhaus. Ein großes neues Konzerthaus „Musicon“ vielleicht? Da Bremen kein Geld hat, gab es ganz am Anfang schon den weisen Vorschlag, die Fläche mit einer ordentlichen Wiese zu bepflanzen und späteren Generationen die Chance zu lassen, hier Stadtgeschichte zu schreiben.

Und dann kamen die Klinker-Wohnblocks. Wenigsten ein „Kulturdrittel“ des Teerhofes blieb davon verschont. Der Bauunternehmer Kurt Zech legte, drei Jahre ist es her, auf eigene Rechnung ein Modell der Hamburger Architekten von Bothe, Richter, Teherani vor: Aufsehen erregende, moderne Architektur. Der Todesstoß kam postwendend und bestand aus vier Worten: höher als die Domtürme. Das geht nicht. Bremen will Provinz bleiben. Schade. Klaus Wolschner