Off-Kino
: Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

„King Kong“ (OF), 6. 2. im Arsenal 1; „Son of Kong“ (OF), 3. 2.; „Mighty Joe Young“ (OF), 8. 2. im Arsenal 2

Als in der Jazzmusik der 50er-Jahre der Be-Bop-Stil vom Cool Jazz abgelöst wurde, avancierte der weiße Amerikaner Chet Baker mit einschmeichelnder Stimme, sensitivem Trompetenspiel und gutem Aussehen zum Quasi-Popstar der Szene: Baker war einfach cool. Baker interessierte sich nicht nur für Musik, sondern auch für einen flotten Lifestyle: schnelle Autos, schöne Frauen und Drogen gehörten für ihn einfach dazu. Als Regisseur Bruce Weber die Jazzlegende 1987 für den Dokumentarfilm „Let’s Get Lost“ vor die Kamera holte, war Baker ein vom Heroin verzehrtes Wrack, das den Filmtitel in seinem Leben allzu wörtlich genommen hatte. Seine Mutter, seine Exehefrauen und Exgeliebten, seine Kinder, seine Freunde – sie alle hatten mehr als einen Grund, von dem notorisch unzuverlässigen und egozentrischen Junkie, der sie belogen, betrogen und geschlagen hatte, enttäuscht zu sein. Und doch kann ihm vor Webers Kamera niemand ernsthaft böse sein, immer wieder erliegen sie in ihren Erinnerungen dem Charme Bakers. Letztlich geht es auch Regisseur Weber kaum anders. Zwar spart er die negativen Seiten des Genies nicht aus, doch er inszeniert Baker ganz subjektiv so, als ob dessen Glanzzeiten nie geendet hätten: Noch einmal gibt es für den Trompeter professionelle Aufnahmesessions, schicke Hotelzimmer und ihn anhimmelnde Frauen und Fans. Ein letztes High, denn ein halbes Jahr nach den Aufnahmen segnete Baker das Zeitliche: Er fiel in Amsterdam aus dem Fenster seines Hotelzimmers.

King Kong mit Happy End: Eine interessante Variation des Riesenaffen-Themas drehte King-Kong-Regisseur Ernest B. Schoedsack 1949 mit „Mighty Joe Young“. Der größtenteils komödiantisch angelegte und mit seiner jungen Hauptdarstellerin Terry Moore (eine spätere Gattin von Howard Hughes) eher auf ein jugendliches Publikum abzielende Abenteuerfilm erzählt von einem Mädchen und einem zahmen Gorilla, die – nachdem sie gemeinsam in der Wildnis Afrikas aufgewachsen sind – als Attraktion eines Nachtclubs nach New York verpflanzt werden, wo sie sich zum Affen machen müssen. Natürlich wird Gorilla Joe, der vom niedlichen Babyaffen längst zu einer imposanten Stop-Motion-Trickfigur herangewachsen ist, irgendwann ziemlich depressiv und sehr, sehr ärgerlich – liegt doch die eigentliche Raison d’être des Films in den faszinierenden Modell-Trickaufnahmen des legendären Ray Harryhausen: Joe zerlegt den Nachtclub wahrlich sehr effektiv und verursacht reichlich Panik. Als er deswegen von der Polizei erschossen werden soll, bewährt er sich schließlich bei der Rettung von Kindern aus einem brennenden Heim. Das Arsenal zeigt neben „Mighty Joe Young“ auch den erheblich erwachseneren und mehr Erotik bietenden Original-„King Kong“ mit der wunderbaren Fay Wray sowie das Sequel „Son of Kong“, in dem der King-Kong-Entdecker (Robert Armstrong) nach dem tragischen Tod des Riesenaffen am Empire State Building auf Skull Island scharenweise neue Monster entdeckt (alle Filme in der Regie von Ernest B. Schoedsack). LARS PENNING

„Let’s Get Lost“ (OmU), 2.–8. 2. im Eiszeit 1