oscars etc.
: Schwule Cowboys

Am 6. März werden in Los Angeles die Oscars verliehen; seit Dienstag steht fest, welche Filme um die Auszeichnungen wetteifern. Ang Lees Western-Melodram „Brokeback Mountain“ ist in acht Kategorien nominiert; in jeweils fünf Kategorien figurieren die Biopics „Walk the Line“ und „Capote“. In jenem rekonstruiert der Regisseur James Mangold die Vita von Johnny Cash, in diesem widmet sich Bennett Miller der Zeit in Truman Capotes Leben, in der der Schriftsteller an seinem Tatsachenroman „Kaltblütig“ arbeitete. Um den Oscar für den besten nichtenglischsprachigen Film konkurrieren unter anderem Hany Abu-Assads „Paradise Now“ und Marc Rothemunds „Sophie Scholl – Die letzten Tage“.

Eine gute Figur macht George Clooneys Schwarzweißfilm „Good Night, and Good Luck“: Er ist unter anderem in den Kategorien „Best Motion Picture of the Year“ und „Best Achievement in Directing“ nominiert. Sollte Clooneys Film ausgezeichnet werden, so ließe sich dies als eine klare, über den zeitgeschichtlichen Hintergrund des Films hinausweisende Aussage begreifen. „Good Night, and Good Luck“ macht sich für Zivilcourage und eine freie, unerschrockene Presse stark, insofern der Film ein Loblied auf den Fernsehjournalisten Edward R. Murrow anstimmt – Murrow begann 1953, zu Joseph McCarthy zu recherchieren und die Ergebnisse publik zu machen, obwohl er auf zahlreiche Widerstände stieß. Parallelen zur Gegenwart zieht der Film nicht explizit; nichtsdestominder drängt sich der Eindruck auf, Clooney mache auch gegen zeitgenössische Formen vorauseilenden Gehorsams mobil.

Erfreulich an den Nominierungen ist außerdem, dass „Brokeback Mountain“ sich so gut positionieren konnte. Sollte dieser Film auch nur in einigen der acht Kategorien gewinnen, wäre dies ein schönes Zeichen gegen den heterosexuellen Einheitsbrei, den uns Mainstreamproduktionen so oft auftischen. „Brokeback Mountain“ setzt die Liebe der beiden Protagonisten, der Cowboys Ennis und Jack, mit großer Selbstverständlichkeit in Szene. Lee hält sich fern von jedem versöhnlerischen Ton, von jeder süßlichen Note; er erzählt seine Geschichte nicht, um damit schwullesbische Identitätspolitik zu machen; genauso wenig aber blendet er prüde ab, wenn es zur Sache geht. „Brokeback Mountain“ ist ein mutiger, großer Spielfilm und daher der Oscars würdig. CRISTINA NORD