16 Fragen an Hahne …

… und eine einzige, echt exklusive Antwort von Gottes Stellvertreter auf Erden, Abteilung ZDF-Hauptstadtstudio

In der Kolumne „Die anderen“ (taz vom 30. Januar) baten wir LeserInnen, ihre Fragen an Peter Hahne, den stellvertretenden Leiter des ZDF-Hauptstadtstudios, zu stellen. Anke Zöckel aus Jena nahm das Angebot gerne an:

„Fragen? An Herrn Hahne? Und Sie wollen diese Fragen übermitteln? Fein!

1. Wenn Sie so viel Wert darauf legen, der Erste zu sein, der den Deutschen Neues verkündet, wieso kommen Sie, sehr geehrter Herr Hahne, dann ausgerechnet mit zweitausendjährigen Weisheiten aus dem Nahen Osten daher und nicht – sagen wir – mit einer Heilslehre, die alle in Deutschland Lebenden einschließt?

2. Warum ist Ihrer Meinung nach in Zeiten einer Entideologisierung der Gesellschaft ausgerechnet ein auf eine bestimmte Religion gegründetes Wertebewusstsein eine gute Gesprächsgrundlage?

3. Stimmen Sie mit mir in der Vermutung überein, dass auch und gerade frisch entideologisierte Menschen häufig größere Probleme mit der Orientierung haben und deswegen in aller Regel ein erhöhtes Bedürfnis nach „alten Werten“ an den Tag legen?

4. Sind Sie der Meinung, dass diese Suchenden eine dankbare Klientel für alte und neue Thesen zum Thema „führen und geführt werden“ abgeben?

5. Hat diese Annahme womöglich etwas damit zu tun, dass Sie eine grün-schwarze Koalition in spätestens vier Jahren für realistisch halten?

6. Wenn Sie von ideologischem Ballast sprechen, verstehen Sie darunter auch grüne Basisvorstellungen wie beispielsweise die Atomwaffen- und Atomkraftgegnerschaft, die Nichtteilnahme Deutschlands an Angriffskriegen oder die Ablehnung der Genmanipulation von Lebensmitteln?

7. Wenn es Ihnen nicht möglich ist, in Kürze etwas über die Notwendigkeit der Neuverhandlung alter Werte zu sagen, liegt das dann daran, dass Sie in dieser Beziehung keine klaren Zielvorstellungen besitzen, oder eher daran, dass Sie den Zeitpunkt für eine Bekanntgabe dieser Zielvorstellungen noch nicht für gekommen halten?

8. Was hat Sie bewogen, Ihre Einstellung zur großen Koalition zu ändern – waren es die großartigen Perspektiven, die Frau Merkel und ihre Mannschaft seit der Übernahme der Regierungsverantwortung eröffnet haben, oder eher die erkennbaren Lücken, die sie lassen?

9. Gibt es Ihrer Meinung nach eine Zukunft, in der wir alle unterschiedslos glücklich sind und die wir deswegen alle unterschiedslos ansteuern sollten, und wenn ja, wie sieht diese Zukunft konkret aus?

10. Gibt es außer der „erste[n] Bundeskanzlerin, die es werden wollte“, noch eine weitere, eine, die womöglich gegen ihren ausdrücklichen Willen an die Macht gelangt ist? Wenn nicht, was hat Ihre entsprechende Aussage am Wahlabend mit irgendwelchem Faktenwissen zu tun?

11. Wenn Freundlichkeit, Höflichkeit, Zuvorkommenheit und Etikette – wenn Ernst also genauso gut ist wie das Lustigsein, was genau macht dann Ihren neuen, alten Wertekanon aus und wie vertragen sich die Übernahme der Regeln und die anschließende Umkehrung des Spiels der Ironie mit Ihrem persönlichen Wahrheitsanspruch?

12. Wenn Sie wirklich ein Freund der Nüchternheit sind, wieso begrüßen Sie Journalistenkollegen dann mit den Worten: „Tolle Idee“ und Besucher Ihrer Webseite mit „Toll, dass Sie sich eingeklickt haben“?

13. Bei der Feststellung, wir bräuchten keine Vorschriften, sondern Vorbilder, dachten Sie dabei mehr an sich oder mehr an Che Guevara?

14. Wenn alles im Gehen ist, Gott aber im Kommen, wieso haben wir dann eine Kanzlerin?

15. Wenn Sie sich mit den Worten zitieren lassen: „Am Ende gibt es nur noch Freiwillige: die sich für und die sich gegen Jesus entschieden haben“, schließen Sie dann daraus, dass die Letztgenannten selbstverständlich auch die Konsequenzen ihrer Entscheidung zu tragen hätten, und wenn ja – welche wären das Ihrer Meinung nach? Wie verträgt sich eine Rigorosität, wie sie diesem Zitat zu entnehmen ist, mit Ihrer angeblichen Verhandlungsbereitschaft in Sachen ideologischer Ballast?

16. Wenn Sie die Tatsache, dass Sie und Ihre Kollegen einer Umfrage-Euphorie aufgesessen sind, bereits abgehakt haben, können Sie dann eventuell sagen, ob bzw. wie Sie selbst in Zukunft derartige journalistische Fehlleistungen zu vermeiden gedenken?“

Peter Hahne antwortet:

„10.000.000 Dank! Das ist ja wirklich eine treue Leserin!!!Leider fehlt mir die Zeit, ganz ehrlich.

Lieben Gruß, Ihr Peter Hahne“