Mit Brecht gegen den Krieg

JUGENDTHEATER Angela Kammrad sucht „unbequeme Jugendliche“ als Schauspieler für „Mutter Courage“

■ von der freien Theatergruppe „Roter Pfeffer“ sucht Jugendliche für ein Brecht-Experiment.

taz: Sie suchen Jugendliche für Ihre Theaterarbeit – wen haben Sie da im Auge? Angela Kammrad: Natürlich können alle kommen, wir sortieren niemanden aus, das ist kein Casting. Das Stück wird auch erst geboren, wenn ich die Jugendlichen kennen lerne, die mitspielen wollen.Und was sind „unbequeme Jugendliche“?Das haben zwei Schüler mich auch mal gefragt und dann selbst eine schöne Antwort gefunden: Jugendliche, die nicht nur rumchillen, sondern etwas unternehmen wollen, die dahinter schauen wollen. Hinter was denn? Bei unserem Projekt wird nicht nur das Stück geprobt, wir wollen auch Fragen zu den politischen und sozialen Hintergründen klären. Bei „Mutter Courage“ ist zum Beispiel wichtig, wie es eigentlich zum ersten und zweiten Weltkrieg kam. Welche Bedeutung hat das Stück heute? Wir haben zur Zeit eine Weltwirtschaftskrise. In der Vergangenheit war der Ausweg aus so einer Situation immer Krieg. Deshalb macht uns unruhig, wie wir jetzt aus dieser Krise rauskommen. Courage wird in dem Stück nicht sehend, sie hat nichts gelernt, obwohl ihre drei Kinder im Krieg gestorben sind. Die Frage ist: Haben wir genug gelernt, dass ein dritter Weltkrieg unmöglich ist? Und? Schwer zu sagen. Auf jeden Fall beobachten wir momentan eine Militarisierung der Gesellschaft. Die Bundeswehr macht viel Eigenwerbung in Schulen oder beim Arbeitsamt. Wir wollen mit dem Stück auf das Thema aufmerksam machen und helfen, eine Haltung dazu zu entwickeln.

Interview: Elena Zelle

Schulzentrum Neustadt (A), 17 Uhr, Delmestraße 141b, ☎ 39 52 08