Haft wegen Mordes an Theatermacher

BERLIN taz | Wegen Mordes an dem usbekischen Theatermacher Mark Weil hat ein Gericht in Taschkent am Donnerstag drei Angeklagte zu Haftstrafen zwischen 17 und 19 Jahren verurteilt. Der Drahtzieher der Tat soll noch flüchtig sein. Die Ermordung des 55-Jährigen sei den Geständnissen zufolge religiös motiviert gewesen. Das von Weil inszenierte Stück von Alexander Puschkin „Die Nachahmungen des Koran“ hätte die religiösen Gefühle der Täter verletzt. Sie hätten dem Künstler im September 2007 vor dessen Haus aufgelauert und ihn mit Messerstichen und Schlägen ermordet, gestanden die drei Usbeken im Prozess.

Zweifel an dem Urteil bleiben. Usbekistan ist kein Rechtsstaat, in dem zentralasiatischen Land foltern die Strafverfolgungsbehörden nach UN-Angaben „systematisch“. „Geständnisse müssen mit größter Vorsicht betrachtet werden“, sagt Uwe Halbach von der Stiftung für Wissenschaft und Politik in Berlin.

Weil war bis zu seiner Ermordung eine kulturelle Institution in Usbekistan. Der Gründer und Direktor des Ilchom- Theaters in Taschkent bekannte sich zudem offen zu seiner Homosexualität und machte die gleichgeschlechtliche Liebe auf der Bühne zum Thema. In Usbekistan ist Homosexualität ein Straftatbestand. Kurz nach Weils Ermordung wurde ein Aktivist für sexuelle Minderheiten verdächtigt. Im Oktober 2009 gestand ein verhafteter Usbeke die Tat und beschuldigte gleich drei Mittäter. Der Mann war zuvor wegen Mitgliedschaft in einer islamistischen Gruppe festgenommen worden. MARCUS BENSMANN