leserinnenbriefe
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Nachhilfe in deutscher Geschichte

■ betr.: „Deutschland schiebt unbeirrt ab“, taz vom 15. 2. 10

Die Legislative beschloss die Vernichtung der Roma und Sinti, die Exekutive führte sie aus, und die Judikative tat nichts dagegen. Sollte der Innenminister Nachhilfe in deutscher Geschichte und der daraus resultierenden staatlichen Verantwortung gegenüber den Nachfahren dieser Menschen benötigen? GABRIELE E. ESSNER, Bingen

Das Verzichten lernen

■ betr.: „Ein Clooney, der mit Haien schwimmt“, taz vom 17. 2. 10

Der Satz: „Die Formel 1 sollte nur noch mit regenerativen Energien fahren dürfen“, beschreibt die momentane Klima- und Energiedebatte in ihrer ganzen Absurdität. Die Formel 1 ist eine große Werbeveranstaltung der teilnehmenden Autohersteller und ein riesiger Forschungs- und Testapparat zur Herstellung von immer schnelleren Autos mit immer größeren Motoren. Finanziert wird dies durch Testfahrten mit großem Publikum. Betrachtet man die Energiebilanz, wird der Spritverbrauch der Fahrzeuge im Promillebereich des Gesamtverbrauchs liegen. Ob dafür Erdöl oder Urwald verheizt wird, ist total egal. Auch der Strom eines Elektroautos muss irgendwo herkommen, und das ist in diesen Mengen regenerativ nicht möglich. Allein die Herstellung von Fahrzeugen verbraucht so viel Energie, dass der Verbrauch von „was auch immer“ nicht wirklich ins Gewicht fällt. Um den Energieverbrauch der Menschheit zu senken, müsste ein generelles Umdenken stattfinden. Weniger Energieverbrauch bedeutet gravierende Einschränkungen im alltäglichen Leben, und das ist kaum jemand bereit zuzugeben. Wie Herr Jaenicke sagt: „Wir müss(t)en lernen zu verzichten.“ CHRISTIAN HERBERT, Köln

Schöpfungsfreundliches Handeln

■ betr.: „Greenpeace kämpft mit Papst“, taz vom 17. 2. 10

Die Kirchen sollten das Angebot von Umweltschutzorganisationen zur Kooperation schleunigst annehmen. Schöpfungsfreundliches Handeln ist Ausdruck gelebten Glaubens – Umweltschutz somit eigentlich eine Kernaufgabe der Kirchen.

TOM ACKERMANN, München

Grüne nicht wie die FDP

■ betr.: „Offen sagen, dass Armut Mist ist“, tazzwei vom 17. 2. 10

Jan Feddersen stellt in seinem Artikel zur Wahrnehmung von Armut in „grün-linken Milieus“ fest, dass lechts gleich rinks und grün gleich FDP ist, denn, so der Gipfel seiner Erkenntnis: „Die Grünen sind das Pendant zur FDP“, wie die FDP über die Untiefen der sozialen Wirklichkeit erhaben, materiell besser gestellt, die Nase weit oben im liberalen oder grünen Wind. Aber: Es gibt tatsächlich Menschen, die einen vollen Einkaufskorb nach Hause tragen und dennoch genügend soziale und politische Fantasie haben, um zu wissen, dass es scheiße ist, am Ende des Monats mehr Tage als Geld zu haben. Und die gleichzeitig wissen, dass eine Gesellschaft, die für die einen Kaviar und für die anderen noch nicht einmal Graubrot hat, ein Gerechtigkeitsproblem und auf die Dauer auch ein Stabilitätsproblem hat. Und hier liegt dann der fundamentale Unterschied zur FDP. Während Guido nach unten tritt und den Lohnabstand und damit den gefühlten sozialen Abstand dadurch vergrößern will, dass er denen da unten den Brotkorb höher hängt, wollen die Grünen Mindestlohn und eine Entlastung unterer Lohngruppen von Sozialversicherungsbeiträgen. DANIELA SCHNECKENBURGER,

Landesvorsitzende Grünen-NRW