Falscher Doktor im Bundestag
Die Freude von Dieter Jasper am Wahlabend war groß. Mit einem Vorsprung von nur zwei Prozent hatte es der münsterländische Christdemokrat geschafft, dem SPD-Politiker Reinhold Hemker den Wahlkreis Steinfurt III abzujagen. „Dr. Dieter Jasper aus Hopsten zieht in den Bundestag ein“, schrieben die Westfälischen Nachrichten. Jetzt sorgt Jasper auch bundesweit für Schlagzeilen: als falscher Doktor.
Seinen vermeintlichen akademischen Grad eines Doktors der Wirtschaftswissenschaften hatte der 47-jährige Unternehmer nach eigenen Angaben 2003 und 2004 an der „Freien Universität Teufen“ in der Schweiz erworben. Die habe er ausgewählt, weil „die Kriterien in der Schweiz für einen Doktortitel nicht so streng sind“. Zudem habe sie ihm die Möglichkeit einer externen Promotion geboten. Ohne seine Behälter- und Apparatebau-Firma vernachlässigen zu müssen, habe er so „berufsbegleitend“ seine Doktorarbeit schreiben können. Wie praktisch.
Der Haken: Die 1985 gegründete „Freie Universität Teufen“ ist überhaupt keine richtige Hochschule, sondern ein Unternehmen nach Schweizer Recht. Wikipedia führt sie unter dem Begriff „Titelmühle“. Ihre gegen gutes Geld vergebenen „Abschlüsse“ sind nicht einmal in der Alpenrepublik, geschweige denn in Deutschland anerkannt. Daher dürfen die von ihr „verliehenen“ akademischen Grade auch nicht in Deutschland geführt werden. Inzwischen hat das auch Jasper gemerkt: „Der Fehler war, dass ich zu leichtgläubig war und nicht genug nachgefragt habe.“ Er sei „Betrügern aufgesessen“. Ob Jasper wirklich so naiv war? Eigentlich hätte er gewarnt sein müssen. Bereits 2006 flog sein Berliner Parteifreund Mario Czaja auf: Auch er verdankte seinen Titel als „Diplom-Ökonom“, mit dem er sich zu Unrecht schmückte, der „Freien Universität Teufen“.
Während die Steinfurter CDU Jaspers „Fehler“ bedauert, jedoch weiter zu ihm steht, werfen ihm SPD, Grüne und Linke Wählertäuschung vor. Auch sein Konkurrent Hemker forderte Jasper zur Mandatsniederlegung auf. Der SPD-Mann fühlt sich um seinen Wahlsieg geprellt: Der evangelische Theologe trägt schließlich einen „ordentlichen“ Doktortitel. PASCAL BEUCKER
