Die Küstentoreros

Sportsfreunde singen für ihr Leben gern. So lange in der Fußball-Regionalliga der Ball ruht, stellen wir die schönsten norddeutschen Vereinshymnen vor – und die schlimmsten.Auch für Sport-Hymnen gilt: Früher war alles übersichtlicher. Erst gab‘s die Nationalhymne und dann höchstens noch „Oh wie ist das schön“. Doch dann wurde aus Sport ein Business und alle wollten mitverdienen: Immer neues Liedgut schoss aus dem Boden. Das mittlerweile angesammelte Tonmaterial führt zur Dauerbeschallung vor, während und nach den Spielen. Ein gutes Beispiel dafür ist der Handball-Bundesligist SG Flensburg-Handewitt. In dessen Hölle-Nord werden je nach Stimmungslage und Spielverlauf 15 bis 30 unterschiedliche Lieder gespielt und gesungen. Hier nur eine kleine Auswahl: 16:18 Uhr, Mittelkreis: Der 17-jährige Schüler Marquardt Petersen aus Sörup spielt auf der Trompete das „Schleswig-Holstein-Lied“. Textprobe: „Schleswig-Holstein, meerumschlungen, deutscher Sitte hohe Wacht“. 16:20 Uhr, Videowand mit Spielszenen, dazu Musik mit der Textzeile: „ ... haben ohne Ende Küsten, sind nordisch geradeaus“. In einer Pressemitteilung des Vereins heißt es: „Die SG Flensburg-Handewitt transportiert ihr unvergleichliches Wir-Gefühl über einen beeindruckenden Song mit einmaligen Bildern und Gänsehaut-Momenten.“ 16:25 Uhr, Team läuft ein: „Auf in den Kampf Torero“ aus der Oper Carmen. Textprobe: „... und der Torero reicht seinen Brüdern (...) die fröhliche Hand“. 16:31, Torwart Mattias Andersson hält den ersten Ball: „It‘s my life“ von Bon Jovi. Textprobe: „It‘s now or never, I ain‘t gonna live forever, I just want to live while I‘m alive.“ 16:35, erste Führung, Fanblock: „Hier regiert Flensburg Handewitt!“ 16:36: Der Kolumnist verliert den Überblick. RLO