Zille und Kollwitz in Nahsicht

KUNST Paula-Modersohn-Becker-Museum zeigt Höhepunkte aus Zilles und Kollwitz‘ Gesamtwerk

■ eröffnet Sonntag die Ausstellung „Nahsicht“ im Paula-Modersohn-Becker-Museum.

taz: Am Sonntag wird die Ausstellung „Nahsicht“ eröffnet. Wofür steht dieser Titel? Rainer Stamm, Leiter des Paula-Modersohn-Becker-Museums: Wir zeigen Werke, die aus einer sinnlichen Direktheit heraus entstanden sind. „Nahsicht“ steht als Metapher dafür, dass die Künstler bei diesen Werken persönlich involviert sind. Inwiefern?Wir zeigen zum Beispiel Zeichnungen von Käthe Kollwitz, auf denen sie sich mit ihrer eigenen Familie auseinandersetzt. Was verbindet Heinrich Zille und Käthe Kollwitz? Sie sind Zeitgenossen, sie waren auch zeitgleich in Berlin. Beide haben mit einer intensiven Sinnlichkeit in Bezug auf die Zeit und die Motive um 1900 gearbeitet. Weil es so persönliche Werke sind, geben sie uns die Möglichkeit, dem Künstler über die Schulter zu schauen. Käthe Kollwitz war eine Meister-Grafikerin. Und Zille? Seine Fotografien zeigen, dass er ein stilistischer Vorläufer der Moderne war. Er nutzte den Fotoapparat als automatisiertes Skizzenbuch, deshalb fotografierte er mit dem flanierenden Blick eines Spaziergängers. Das gab es zu der Zeit eigentlich noch nicht, die sogenannte „Street Photography“ ist eine spätere Bewegung. War Zille vor allem Fotograf? Nein. Wir wollen bestimmte Teile des Gesamtwerkes beider Künstler ausstellen, die Höhepunkte sozusagen. Deshalb zeigen wir auch bewusst keine Karikaturen von Zille oder plakative, sozial engagierte Arbeiten von Kollwitz. Die Werke, die wir ausstellen, sind sehr selten gezeigte Arbeiten, die man so schnell auch nicht wieder zu sehen kriegt. Interview: Elena Zelle

Sonntag, 11.30 Uhr, Böttcherstraße