ANDREAS MARLOVITS, HOFFNUNGSTRÄGER
: Der Kabinen-Psychologe

■ will bei Hannover 96 nach dem Tod Robert Enkes eine Trendwende herbeiführen. Foto: Hannover 96

Elf Spiele ohne Sieg, als einziges Team kein Punktgewinn in der Rückrunde. Zahlen sagen nicht alles, aber sie sagen nicht nichts. Bei Hannover 96, Drittletzter der Fußball-Bundesliga, scheint das Ende unausweichlich.

Hannover 96 wehrt sich gegen das Unausweichliche und engagierte nach kontroverser Diskussion zwischen Sportdirektor Jörg Schmadtke und dem Vorstandsvorsitzenden Martin Kind auf der einen Seite und Trainer Mirko Slomka auf der anderen den Sportpsychologen Andreas Marlovits. Slomka war zuerst von der Notwendigkeit des Engagements eines Psychologen nicht überzeugt, will jetzt aber eng mit Marlovits zusammenarbeiten.

Marlovits kennt die Situation bei Hannover 96. Er hat, so Schmadtke, „das Auftreten unserer Mannschaft in verschiedenen Spielen schon seit längerer Zeit beobachtet und analysiert“. Marlovits Premiere war die Partie nach dem Tod Robert Enkes, die 0 : 2-Niederlage am 21. November bei Schalke 04.

„Dr. Marlovits und sein Team werden in den nächsten Tagen versuchen, in Gesprächen mit unseren Spielern mögliche individuelle Probleme zu lösen und so eine Wende für Hannover 96 einzuleiten“, erklärte Schmadtke.

Marlovits, 43 Jahre alt, der in Österreich geboren ist und in Köln lebt, hat bislang vor allem Läufer psychologisch betreut, im Fußball hat er mit dem Zweitligisten RW Ahlen zusammengearbeitet. Was Verhalten und Auftreten der Mannschaft anbelangt, hat Marlovits „wiederkehrende Verhaltensmuster“ festgestellt. Jetzt gilt es, durch den direkten Kontakt zu den Spielern, „mögliche Gründe für diese vorliegenden Probleme heraus zu filtern, zu besprechen und zu lösen“.

Bei Hannover 96 scheint sich die Erkenntnis durchgesetzt zu haben, dass der Grund für Niederlagen, Mutlosigkeit und das Zusammensacken der Mannschaft nach Gegentoren, nicht das Fußballerische ist. Genauer: Das Fußballerische lässt sich von dem, was der Tod ihres Torwarts bei den Spielern ausgelöst hat, nicht trennen. Ziel seiner Arbeit sei es, sagt Marlovits, „die momentane Negativspirale der Leistungsentwicklung bei jedem Einzelnen – und darüber dann auch für die Mannschaft – zu stoppen und eine Trendwende herbeizuführen“.

Schmadtke und Kind versuchen alles, um ihre Mannschaft wieder nach oben zu bringen: Sie haben den Trainer entlassen, neue Spieler geholt. Slomka sagt: „Wir haben in den vergangenen Wochen das Training intensiviert, vieles im Umfeld des Teams verändert und sind entschlossen, alle Möglichkeiten auszunutzen, um den Klassenerhalt zu sichern.“