„Herr Sander hat ein etwas schlichtes Weltbild“

Opposition im Landtag übt scharfe Kritik an den Endlager-Plänen des niedersächsischen Umweltministers

Der Plan Niedersachsens, von anderen Bundesländern Ausgleichszahlungen in Millionenhöhe zu fordern, falls Schacht Konrad und Gorleben zu Atommüll-Endlagern werden, hat Unverständnis bei der Opposition ausgelöst. Mit den Worten „Herr Sander hat bekanntermaßen ein etwas schlichtes Weltbild“, qualifizierte SPD-Energieexperte Klaus-Peter Dehde Niedersachsens Umweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP) ab. Der hatte im Interview mit der taz Finanzspritzen im „mehrstelligen Millionenbereich“ von Ländern ohne Endlager gefordert. Damit sollen in den betroffenen Regionen „bessere Voraussetzungen für die Ansiedlungen neuer Industrien“ geschaffen werden.

Ob das Endlager für schwach Wärme entwickelten Strahlenmüll im Schacht Konrad errichtet werden kann, entscheidet Anfang März ein Prozess. Sander will im Fall eines für das Land positiven Urteils das Endlager im Jahr 2012 in Betrieb nehmen. Sander scheine „jetzt das ganz große Geschäft zu wittern“, wetterte Dehde.

„Niedersachsen nimmt den Atommüll aus ganz Deutschland und möglichst auch Europa auf, und bekommt dafür ein paar Euro, mit denen man vielleicht die Straßenbeleuchtung in Salzgitter und Gorleben verbessern kann“. Billiger seien „die Interessen eines Landes und der Menschen vor Ort wohl noch nie verscherbelt“ worden, meint der SPD-Mann. Sander komme ihm wie ein „Leichenfledderer“ vor. Der Atommüll sei „noch nicht einmal unter niedersächsischer Erde und abgekühlt, da will Herr Sander schon das Erbe verjubeln.“

Interessant daran: Sander hatte sich auf einen Vorschlag von SPD-Bundesumweltminister Sigmar Gabriel bezogen, der vor allem von Befürwortern der Kernenergie gefordert hatte, sie müssten einen Teil der Entsorgungslasten übernehmen. Es gehe nicht an, hatte Gabriel bekannt, dass die Ministerpräsidenten der südlichen Bundesländer „den Ausbau der Atomenergie fordern und die Gewerbesteuer kassieren, aber den Atommüll – und damit auch den Streit darum – in den Norden abschieben wollen“. ksc