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: Die Kontrollettis und die Kreativen

Haben Sie es auch schon gemerkt? Seit Mittwoch ist Deutschland als Medienstandort geschwächt. Weil alles beim Alten bleibt: ProSiebenSat.1 in ausländischer Investorenhand und Springer bei seinem Kerngeschäft. Verwirrend? Ja, seitdem das Verlagshaus seine Fernsehpläne aufgegeben hat, häufen sich die verqueren Deutungen dessen, was da richtig bzw. falsch gelaufen sein soll bei der größten Fusion auf dem deutschen Medienmarkt. So befand etwa Baden-Württembergs Ministerpräsident Günther Oettinger sinngemäß, dass der Status quo nach Springers Absage schlechter wäre als der Status quo.

Nun, vielleicht qualifiziert sich Oettinger damit ja als einer der Kreativen, die der Intendant des Deutschlandradios anscheinend so schmerzlich vermisst: „Ich habe den Eindruck, wir haben in Deutschland zu viele Kontrollettis und zu wenig Kreative“, sagte Ernst Elitz in der, äh, Sache.

Immerhin bleiben Oettinger und Elitz standfest in ihrer offenen Zuneigung für Bild, Bams und Glotze in einer Hand. Die SPD dagegen, die sich in der Causa Springer weder mit Ruhm noch Geschlossenheit bekleckert hat, gibt sich auf einmal durch und durch erleichtert: Die Möglichkeiten der Konzentrationskontrolle hätten sich als „besser als befürchtet“ erwiesen. Auch in Zukunft dürften diese Entscheidungen nicht torpediert werden. Nötig seien dafür noch „klarere Verfahren“. Eine späte und erstaunliche Erkenntnis – schließlich hatte sich die SPD bis zum Selbststopp von Springer weder für eine verschärfte Konzentrationskontrolle ausgesprochen noch vor die unabhängigen Medienaufsichten Kartellamt und KEK gestellt, als diese aus konservativen Politiker- und Medienkreisen angegriffen wurden.

Nun, vielleicht können sich die Sozialdemokraten ja jetzt zu so etwas wie einer medienpolitischen Linie durchringen und endlich sagen, ob sie am Instrument der Ministererlaubnis und der Vetomöglichkeit gegenüber den Entscheidungen der KEK festhalten wollen. Am besten, bevor die nächste Megafusion vor der Tür steht. HPI