Das erste EU-trainierte Bataillon wird zwangsbeurlaubt

MALI II Eine Abschlussparade für neu ausgebildete Regierungssoldaten muss abgesagt werden. Die Soldaten sollen „unangemessene Forderungen“ gestellt haben. Nun verhandelt die malische Regierung wieder mit den Tuareg-Rebellen, anstatt sie zu bekämpfen

BERLIN taz | Es sollte der erste sichtbare Erfolg der EU-Ausbildungsmission für Malis Regierungsarmee werden, an der auch die Bundeswehr beteiligt ist: eine Abschlusszeremonie mit Truppenparade für das erste fertig trainierte Bataillon von 715 Mann am Samstag. Aber Malis Armeeführung blies die Feier ab: Die Soldaten hatten „Frontprämien“ sowie Beförderungen verlangt, hieß es in malischen Presseberichten.

Für Frontprämien müsse man „erst mal an die Front“, sagte dazu Malis Verteidigungsministerium. Offiziell hieß es, die Soldaten hätten „unangemessene Forderungen“ gestellt, deren Erfüllung den Zusammenhalt der Streitkräfte gefährdet habe.

Das Bataillon wurde stattdessen für zehn Tage zwangsbeurlaubt. Dabei hätte Malis Armee besser ausgebildete Truppen gut gebrauchen können: Vor knapp einer Woche startete sie eine Offensive gegen die Tuareg-Rebellenbewegung MNLA (Nationalbewegung zur Befreiung von Azawad). Es geht um die Kontrolle der nordmalischen Stadt Kidal, die wie die anderen Städte Nordmalis Ende Januar von französischen Truppen im Kampf gegen Islamisten erobert worden war – und dann aber nicht der Regierung übergeben wurde, sondern den Tuareg-Rebellen.

Malis Regierung will Kidal jetzt unter ihre Kontrolle bringen, damit wie geplant am 28. Juli Wahlen im gesamten Staatsgebiet stattfinden können. So entwickelten sich letzte Woche die ersten direkten Kämpfe zwischen Regierungsarmee und MNLA seit März 2012. Damals hatten die Tuareg-Kämpfer gesiegt. Diesmal ist die Regierungsarmee auf dem Vormarsch. Am Mittwoch letzter Woche nahm sie den Ort Anefis 100 Kilometer südlich von Kidal ein.

Seitdem hat die Armee ihren Vorstoß nicht fortgesetzt. Stattdessen haben auf Druck der westafrikanischen Nachbarländer Gespräche zwischen Vertretern von Regierung und MNLA in Burkina Faso begonnen. Es geht um die friedliche Rückkehr der Staatsverwaltung nach Kidal.

Wie angespannt die Lage ist, zeigte sich gleich zum Auftakt der Gespräche: Die burkinische Vermittlung verweigerte am Freitag den mit der Regierungsdelegation angereisten Vertretern ethnischer Milizen, die gegen Tuareg und Araber in Nordmali vorgehen, den Zutritt zu den Verhandlungen. Diese radikalen Kräfte lehnen ebenso wie manche politischen Parteien in der Hauptstadt Bamako jeden Kompromiss mit den Tuareg-Rebellen ab. DOMINIC JOHNSON

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