Bruderstaaten erneut am Rande des Krieges

SUDAN Südsudan spricht von begrenztem Einmarsch sudanesischer Truppen im Grenzgebiet: Nächste Stufe der Eskalation nach neuem Ausbruch des alten Streits um Öl und Rebellen

NAIROBI/BERLIN epd/taz | Der Streit zwischen Sudan und Südsudan eskaliert erneut. Die südsudanesische Regierung beschuldigte den nördlichen Nachbarn am Montag, die Grenze mit Truppen überschritten zu haben und rund 10 Kilometer tief in einer entmilitarisierten Zone der Provinz Upper Nile zu stehen. Südsudan hatte sich 2011 nach drei Jahrzehnten Krieg vom Sudan gelöst.

Schon am Wochenende hatte sich die Lage zugespitzt. Sudan kündigte an, in zwei Monaten die Durchleitung von Erdöl aus dem Süden für den Export zu stoppen. Beide Länder sind existenziell vom Erdölexport abhängig. Drei Viertel der Vorkommen liegen auf dem Gebiet des Südens, während die Exportanlagen dem Norden gehören. Ein monatelanger Förderstopp 2012 hatte beide Länder an den Rand des Ruins getrieben.

Unmittelbarer Auslöser der neuen Krise ist ein erneuter Streit um die umstrittene ölreiche Region Abyei, die nach Südsudans Unabhängigkeit von Sudan besetzt wurde und wo heute eine UN-Friedenstruppe steht. Ein traditioneller Führer der südsudanesischen Volksgruppe der Ngok-Dinka in Abyei, Kuol Deng Kuol, war am 4. Mai ermordet worden, was zu lokalen Spannungen mit Toten geführt hatte. Ein Gipfeltreffen zwischen den Präsidenten Sudans und Südsudans, Omar Hassan al-Bashir und Salva Kiir, am Rande des AU-Jubiläumsgipfels in Äthiopien am 24. Mai diskutierte diese Spannungen ohne Ergebnis.

Ein zweiter Streitpunkt ist die offenbar zunehmende Stärke der sudanesischen Rebellenkoalition SRF (Sudanesische Revolutionäre Front), eines Bündnisses aus Aufständischen in den Nuba-Bergen sowie aus Darfur. Die SRF ruft regelmäßig zum Sturz der sudanesischen Regierung auf. Ihre Kämpfer bekommen Asyl und medizinische Behandlung in Südsudan, nach sudanesischen Angaben auch Waffen.