Nach den Peanuts

VON TARIK AHMIA

Der angeschlagene Bankchef Josef Ackermann begegnete der Kritik an ihm mit einem Rekordergebnis: 26 Prozent Eigenkapitalrendite erzielte die Deutsche Bank im vergangenen Jahr – so hoch wie noch nie in der Geschichte des Unternehmens.

Gute Nachrichten hat der Manager auch dringend nötig, denn Skandale setzten ihm in letzter Zeit immer wieder zu: zuletzt sorgte Ackermann im Dezember mit der dilettantischen Schließung eines offenen Immobilienfonds für Schlagzeilen. Das Unternehmen zog die Notbremse, weil es es eine massive Überbewertung der Fonds-Immobilien befürchtete. Auch der Mannesmann-Prozess wird für Ackermann neu aufgerollt, weil er unrechtmäßig Millionen-Prämien an dessen Manager abgesegnet hat.

Umso strahlender waren dann auch die Nachrichten, die Ackermann gestern in Frankfurt am Main vorstellte: Im vergangenen Jahr machte das Unternehmen 3,8 (Vorjahr 2,47) Milliarden Euro Gewinn. Vor Steuern verdiente die Bank 58 Prozent mehr als 2004.

Die Drohung, trotz Rekordgewinnen viele Mitarbeiter zu entlassen, hat der Konzern mittlerweile wahr gemacht. 2004 hatte die Bank angekündigt, weltweit 6.400 Stellen streichen zu wollen. 5.500 Mitarbeiter sind mittlerweile gegangen.

Ackermanns Showtime für die Aktionäre konnte aber nur mit vielen Tricks gelingen: Das Plus bei der Eigenkapitalrendite wurde nur erreicht, weil der 57-jährige Schweizer eigene Aktien der Bank zurückgekauft hatte. Dadurch teilten sich die Profite nicht mehr auf 40, sondern nur noch auf 25 Milliarden Euro Eigenkapital. Durch die veränderte Bezugsbasis stieg die Rendite.

Die Bank – ehemals Motor der Deutschland AG und an unzähligen deutschen Unternehmen beteiligt – verdient den größten Teil ihres Geldes heute im Ausland. Die Investmentbanker des Unternehmens erwirtschafteten 2005 auch den Löwenanteil des Gesamtgewinns: Sie steigerten ihren Gewinn um 57 Prozent auf 4,8 Milliarden Euro. Die Londoner Mitarbeiter trugen so 77 Prozent des Vorsteuerergebnisses des gesamten Konzerns bei.

Andere Geschäftsbereiche entwickelten sich deutlich schwächer als das Investmentbanking: Im Privat- und Firmenkundengeschäft gehört die Deutsche Bank nach einer Studie der IBM Unternehmensberatung nicht mehr zu den fünf führenden Banken in Europa.

„Die Deutsche Bank steht beispielhaft für eine Transformation einer ehemaligen nationalen Institution zu einem ganz gewöhnlichen Unternehmen“, beschreibt Martin Höpner vom Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung den Wandel des Unternehmens. „War die Deutsche Bank früher ein wichtiger Mittler zwischen dem Staat und der Wirtschaft, zählt heute vor allem die Rendite“, sagte Höpner der taz. Auf welchen Grundlagen die Gewinne erwirtschaftet werden, wird immer weniger wichtig: „Das Unternehmen hat kein soziales Gewissen. Ihr Rekordgewinn findet vor dem Hintergrund einer sozialen Schieflage statt“, sagte Henry Mathews von den Kritischen Aktionären zur taz.

Die Bänker waren gestern umso mehr auf gute Stimmung unter den Aktionären bedacht. Schon am Mittwoch wurde Josef Ackermann von seinen Vorstandskollegen zum Vorsitzenden ernannt – bisher war er nur Sprecher. Der Schritt gilt als symbolische Maßnahme, um dem Bankchef vor der Öffentlichkeit den Rücken zu stärken. Auch der Skandal um den Immobilienfonds soll bald beigelegt sein. Ackermann kündigte gestern an, alle Anleger im Fall von Verlusten „schnell und unbürokratisch“ zu entschädigen. Dafür wurden 203 Millionen Euro zurückgestellt. Schon Ende Februar soll der Fonds wiedereröffnet werden.

Das Spektakel scheint die Börse nicht beeindruckt zu haben: Die Aktie der Deutschen Bank gehörte mit einem Verlust von 1,4 Prozent auf 88,40 Euro zu den Verlierern im DAX.