Shoppen mit Marilyn

Luxuriöse Geschäfte sollen in ein neues EInkaufszentrum in Essen einziehen. Der flunderflache Bau stößt auf Kritik

Wenn es um Investoren geht, wird auch Essens Oberbürgermeister Wolfgang Reiniger vom Saulus zum Paulus: „Weitere Einkaufszentren in dieser Region sind nicht hinnehmbar“, erklärte er vor vierzehn Monaten. Zusammen mit den Oberbürgermeistern aus Gelsenkirchen und Mülheim zog er sogar bis vor das Bundesverwaltungsgericht, um die Erweiterung des Oberhausener Centro zu verhindern. Jetzt will der CDUler in der eigenen Stadt ein Shoppingzentrum hochziehen, das größer wird als der Glasbau in der Nachbarstadt.

70.ooo Quadratmeter Verkaufsfläche, 300 Millionen Euro Kosten, in Wurfweite zur bisherigen Einkaufsstraße entfernt – das sind die Dimensionen des Zentrums, das noch keinen Namen hat. Schon am ersten April ist Baubeginn. Reiniger preist es als das Warenhaus der Zukunft, teure und luxuriöse Geschäfte soll es beherbergen und wieder rechnet die Stadt mit KundInnen aus der gesamten Region.

Mittlerweile ist das Klotzen im Ruhrgebiet an der Tagesordnung. Dortmund hat erst vor zwei Wochen das lange geplante Bahnhofsprojekt 3do abgesegnet, Duisburg das Forum. Und in allen klammen Städten gilt für die RathauschefInnen: Das Nachbarprojekt kritisieren, das eigene pushen.

Neu ist allerdings, dass das Streben nach Größe von allen Seiten kritisiert wird. Immobilienmakler, Einzelhändler und die Bezirksregierungen wollen die Projekte verhindern und auch der Handelsverband der Großbetriebe wie Karstadt, der BAG, wehrt sich.

In Essen haben sich auch die BürgerInnen gewehrt. Eine hoch gelobte Perspektivenwerkstatt ermutigte schon vor sieben Jahren alle EssenerInnen, Ideen für die zentrale Freifläche zu finden. Zehntausende beteiligten sich. Ihr größter Wunsch: Ein Park.

Grünes ist in dem Entwurf jedoch nicht vorgesehen. Der ufoähnliche runde Bau ist grau und überdacht. Dabei hatte Architekt Gunter Henn bei seinem Entwurf an Hollywood gedacht: „Unsere Grundidee: Das berühmte Kleid von Marilyn Monroe wurde über den Baukörper geworfen“, sagt er. In drei Jahren, glaubt OB Reiniger, ist die Marilyn-Mall fertig. Wenn nicht bis dahin andere Nachbarstädte gegen das Projekt vor den Kadi ziehen. ANNIKA JOERES